Von der Erinnerung zum Monument. Die Geschichte der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen 1950-1990
Von der Erinnerung zum Monument. Die Geschichte der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen 1950-1990
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Die mit Filmen, Hörbeispielen, Kunstwerken, Plänen und zahlreichen Gegenständen bestückte Ausstellung thematisiert die Geschichte der Gedenkstätte, von den ersten Anfängen des Gedenkens nach 1945 über die Einweihung als Nationale Mahn- und Gedenkstätte 1961 bis zur deutschen Einheit 1990. Sie zeigt die von den Architekten und Gestaltern der DDR vorgenommenen erheblichen Veränderungen des historischen Ortes ebenso wie wichtige Aspekte des politisch instrumentalisierten Antifaschismus.
Das Neue Museum wurde 1959/60 auf den Fundamenten der SS-Garagen im ehemaligen Kommandanturbereich errichtet und 1961 mit der Einweihung der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen als „Museum des antifaschistischen Befreiungskampfes der europäischen Völker“ eröffnet.
2002, als im Prozess der Neugestaltung der Gedenkstätte die Sanierungsarbeiten des Neuen Museums unter Leitung des Frankfurter Architekturbüros Braun & Voigt abgeschlossen waren, konnte mit der Wiedereröffnung im linken Flügel auch der inhaltlich neu gestaltete 600 Quadratmeter große Museumsbereich mit zwei neuen Dauerausstellungen über die Vor- und Nachgeschichte des KZ Sachsenhausen der Öffentlichkeit übergeben werden.
Dargestellt werden die ersten Gedenkstättenplanungen nach 1945 außerhalb des ehemaligen Häftlingslagers, die Verwahrlosung und Zerstörung dieses Geländes ab 1950 nach der Auflösung des sowjetischen Speziallagers und der Nutzung durch die "Kasernierte Volkspolizei" und der umstrittene Umgang mit dem Ort des Erinnerns. Als 1953 das ZK der SED den Bau von drei Nationalen Mahn- und Gedenkstätten beschloss, wurde für Sachsenhausen ein Kuratorium, das „Buchenwald-Kollektiv“, eingesetzt, das den Gesamtkomplex des Gedenkstättenareals auf das Lagerdreieck reduzierte, sich für eine planmäßige künstlerische Gestaltung des Gedenkstättengeländes aussprach und den fast völligen Abriss der verbliebenen Originalsubstanz veranlasste.
Die Eröffnung der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen am 23. April 1961 nutzte die DDR-Staatsführung, um innen- und außenpolitisch die antifaschistische Staatsdoktrin zu demonstrieren. Im letzten Kapitel „Das Monument bröckelt“ wird die schleichende Aufweichung der staatlichen Vereinnahmung der Gedenkstätte gezeigt. Dargestellt werden Friedens-, Kirchen- und Bürgerbewegte und "ausgegrenzte" Opfergruppen, die in den 1980er Jahren am kommunistischen "Heldenmonopol" rüttelten und den Ort der Gedenkstätte öffentlich in Anspruch nahmen. Deutlich wird auch der allmählich bauliche Verfall der Mahn- und Gedenkstätte in der DDR.
Die Präsentation ist in fünf thematische Schwerpunkte gegliedert, die jeweils mit Schlüsselexponaten veranschaulicht werden. Das Hauptexponat und damit ideales Ausstellungsgebäude ist jedoch das Museum selbst, denn es war Teil der DDR-Gestaltungsanlage und museales Kernstück der Gedenkstätte zugleich. Getragen von diesem Aspekt, gestaltete der Architekt Stefan Haslbeck mit seinem Team die Ausstellung mittels einer Wandabwicklung, in der Vitrinen vor allem für dreidimensionale Exponate, Filmpräsentationen und Hörbeispiele enthalten sind, um die thematischen Ensembles wirkungsvoll unterzubringen bzw. hervorzuheben.
Den jeweiligen Schwerpunkten zugeordnet sind die auf einer großen Betonfläche präsentierten ausdrucksstarken großformatigen Exponate, wie z. B. die Bronzeplastik "Stürzender" und das Entwurfsmodell für die Figurengruppe "Pieta" an der "Station Z" von Waldemar Grzimek und das "Ernst Schneller-Kabinett", die im Zentrum des Ausstellungsraumes platziert sind und auch den Raumeindruck bestimmen.