Holzkoffer aus der Holzwerkstatt des Sowjetischen Speziallagers Sachsenhausen
Holzkoffer aus der Holzwerkstatt des Sowjetischen Speziallagers Sachsenhausen
Ein besonderer Koffer, gefertigt aus Holz im sowjetischen Speziallager in Sachsenhausen. Reinhard Wolff hat ihn dort während seiner Inhaftierung selbst gebaut.
Reinhard Wolff, 1929 geboren, kam im Herbst 1945 als 16-jähriger Jugendlicher in das sowjetische Speziallager. Er wuchs auf einem Bauernhof in der Nähe von Altlandsberg auf. Zwar wurde er noch für die Wehrmacht gemustert, kam aber nicht mehr zum Militär. Im Herbst 1945 holte ein deutscher Hilfspolizist ihn zu einem Verhör durch die sowjetische Besatzungsmacht. Ihm wurde vom Geheimdienst vorgeworfen, eine Pistole zu besitzen und der nationalsozialistischen Untergrundorganisation „Werwolf“ anzugehören. Wolff bestritt das kategorisch und wurde zunächst wieder entlassen. Kurz vor Weihnachten wurde er erneut von zu Hause geholt. Er sollte warme Sachen und einen Rucksack mitnehmen. Man brachte ihn in das sowjetische Speziallager in Sachenhausen, aus dem er erst am 18.08.1948 wieder entlassen wurde.
Im sowjetischen Speziallager konnte Reinhard Wolff in der Holzwerkstatt arbeiten. Die Arbeit gab ihm nicht nur etwas mehr Bewegungsfreiheit im Lager und die Chance, die karge Ernährung aufzubessern, sondern war auch ein Mittel gegen die Monotonie in den Baracken. In der Holzwerkstatt lernte er das Arbeiten mit Holz. Die ersten Exemplare solcher Koffer bauten Reinhard Wolff und zwei weitere jugendliche Häftlinge 1947 unter der Anleitung von Karl Wamposchek für sowjetische Soldaten. Manchmal erhielten sie Tabak oder Zucker als Gegenleistung. Als die Entlassungen 1948 begannen, baute Wolff sich selbst einen Koffer, den er bei der Entlassung mitnehmen durfte. Der Koffer wurde von seiner Mutter besonders in Ehren gehalten. Sie nutzte ihn zur Aufbewahrung von Akten und Papieren.
Reinhard Wolff wurde später Fachlehrer für Kfz-Technik an der Berufsschule. Er arbeitet als Zeitzeuge seit vielen Jahren mit der Gedenkstätte zusammen. 2014 bis 2023 gehörte er dem Beirat der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten an.
Ende 2021 übergab Reinhard Wolff den Koffer als Schenkung in die Sammlung der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen.
Holzkoffer von Reinhard Wolff, 1948, Depot Inv.Nr. 22.00068, GuMS
Reinhard Wolff übergibt den Koffer an Enrico Heitzer, Mitarbeiter der Gedenkstätte Sachsenhausen, 2021, GuMS