Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Kassiber aus dem sowjetischen Speziallager Nr. 7 in Weesow / Werneuchen

Diesen Kassiber, eine geheime Nachricht, schrieb Rudolf Witzleben am 6. August 1945 an seine Familie in Berlin-Charlottenburg. Rudolf Witzleben, geb. 27.11.1898 in Hannover, arbeitete als Ingenieur bei der AEG in Treptow. Er war den Angaben seiner Tochter Inka zufolge am 07.06.1945 vom sowjetischen Geheimdienst NKWD in Berlin-Charlottenburg festgenommen und in das sowjetische Speziallager Nr. 7 in Weesow  überstellt worden. Der Vorwurf lautete, er sei ein "Agitator" gewesen.

Deutschland war nach der Bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 von den Alliierten der Anti-Hitler-Koalition in vier Besatzungszonen aufgeteilt worden. Die Alliierten hatten auf den Siegerkonferenzen, zuletzt auf der Konferenz von Potsdam Ende Juli 1945, die Internierung führender Nationalsozialisten und einflussreicher Anhänger vereinbart. In der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) war hierfür vor allem der sowjetische Geheimdienst NKWD verantwortlich, unter dessen Ägide sich die alliierte Internierungspraxis teilweise mit Elementen stalinistischer Willkür vermischte.

Für die Unterbringung der Verhafteten hatte der NKWD insgesamt zehn Speziallager in der SBZ, davon fünf auf dem Gebiet des heutigen Landes Brandenburg, errichtet. Festgenommene Personen aus Berlin und Umgebung kamen überwiegend in das Speziallager Nr. 7. Es befand sich von Mai 1945 bis zu seiner Verlegung nach Sachsenhausen im August 1945 in dem kleinen Dorf Weesow nordöstlich von Berlin. Die aus Sicht des NKWD ungenügenden Sicherheitsbedingungen des provisorisch eingerichteten Lagers führten zur Verlegung auf das Gelände des ehemaligen KZ Sachsenhausen.

Es ist nicht bekannt, wie es Rudolf Witzleben gelang, diese Nachricht aus dem Lager in Weesow zu schmuggeln. Wenige Tage später gehörte er zu den Häftlingen, die nach Sachsenhausen, zum neuen Standort des Lagers, marschierten. Rudolf Witzleben ist dort am 3. April 1947 gestorben.

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