Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

„Aus weiter Ferne grüß ich Dich!“

Stickerei, Sammlung der Gedenkstätte Sachsenhausen, Inventar-Nr. 94.00128

Die Stickerei „Aus weiter Ferne grüß ich Dich!“ erhielt Frieda Trabitz, verh. Drews, von einem Mithäftling im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen 1949 zu ihrem Geburtstag geschenkt. 

Frieda Trabitz war eine von mehr als 100 ehemaligen KZ-Aufseherinnen, die nach 1945 von der Besatzungsmacht juristisch verfolgt und im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen inhaftiert wurden.

Die 1923 geborene Frieda Trabitz wurde im Oktober 1945 von der NKVD-Operativgruppe Bernburg in ihrer Geburtsstadt Staßfurt festgenommen. Trabitz war von Mai 1943 bis Mai 1945 drei Jahre als KZ-Aufseherin im Lager Zwodau, einem Außenlager von Flossenbürg und Ravensbrück, sowie in den beiden Hauptlagern tätig gewesen. Einer Eintragung im Arbeitsdienstbuch des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück vom 24. Juli 1943 zufolge bewachte sie beispielsweise einen Arbeitstrupp von 20 „Schutzhaftgefangenen“, der tagsüber zu Außenarbeiten das KZ verließ. 

Im Juni 1946 verurteilte ein sowjetisches Militärtribunal einer Division der Roten Armee Frieda Trabitz zu zehn Jahren Haft. Sie habe während des Dienstes als KZ-Aufseherin in Ravensbrück und anderen Lagern 40 bis 50 weibliche Häftlinge geschlagen, darunter 10 bis 12 Sowjetbürgerinnen. 

1948 wurde sie nach Auflösung des Speziallagers in Torgau mit einer Tuberkulose in das Lazarett des Speziallagers Sachsenhausen eingeliefert. Zu ihrem Geburtstag 1949 stickte ihr dort ein anderer Patient, dem sie heimlich von ihrer knappen Lebensmittelration abgegeben hatte, diesen Gruß. Mit der Auflösung des sowjetischen Speziallagers Sachsenhausen kam sie im Februar 1950 ins DDR-Frauengefängnis Hoheneck. Sie war zeitweise auch in Waldheim inhaftiert, ehe sie Ende Oktober 1955 aus Hoheneck entlassen wurde. 1956 verließ Frieda Trabitz die DDR. 

In den 1990er Jahren besuchte Frieda Drews die Gedenkstätte. Sie verharmloste ihre Tätigkeit als KZ-Aufseherin. 1997 behauptete sie wahrheitswidrig, sie sei in sowjetischer Haft gewesen, weil sie ein „Russenliebchen“ geschlagen habe. Das Exponat schenkte sie 1999 der Gedenkstätte.