Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Presseinformationen

48/2018 Sonderausstellung „Écraser l’infâme! Künstler und das Konzentrationslager - die Kunstsammlung der Gedenkstätte Sachsenhausen“ – Eröffnung am 9. September

07. September 2018

no.: 48/2018

Gemälde, Grafiken und Zeichnungen von acht Künstlern aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, der Tschechischen Republik und Polen, die im KZ Oranienburg oder im KZ Sachsenhausen inhaftiert waren, stehen im Mittelpunkt der Sonderausstellung „Écraser l’infâme! Künstler und das Konzentrationslager - die Kunstsammlung der Gedenkstätte Sachsenhausen“, die am Sonntag, 9. September 2018, um 14:00 Uhr im Neuen Museum der Gedenkstätte Sachsenhausen eröffnet wird.

 

„Écraser l’infâme!“ („Zerstört die Infamie!“) lautete der Titel eines 1934/35 entstandenen Zyklus‘ von Zeichnungen des österreichischen Künstlers Rudolf Carl Ripper, in dem er sich mit seinen Erfahrungen von Terror und Folter im Berliner Columbia-Haus und im KZ Oranienburg auseinandersetzt. Die nach den verschollenen Zeichnungen von Ripper angefertigten Radierungen, die 1938 in Paris erschienen sind, werden in der Ausstellung zu sehen sein. Im Anschluss an die Präsentation in der Gedenkstätte Sachsenhausen wird die Ausstellung 2019 in der Gedenkstätte Terezin (Theresienstadt) und im MOCAK Museum für Gegenwartskunst in Krakau sowie 2020 im Zentrum für verfolgte Künste in Solingen gezeigt werden.

 

Die Ausstellung präsentiert rund 140 ausgewählte Werke der Künstler Jan Budding, Peter Edel, Hans Grundig, Leo Haas, Vladimír Matêjka, Rudolf Carl Ripper, Viktor Siminski, und Karel Zahrádka. Den im Lager oder unmittelbar nach der Gefangenschaft entstandenen Kunstwerken werden originale Arbeiten vor und nach der Zeit der Haft beigeordnet. Neben den Werken aus den Sammlungen der Gedenkstätte werden zahlreiche Leihgaben aus Museen und Privatbesitz gezeigt. Das Oeuvre der Künstler ist eingebettet in den biografischen Hintergrund, der durch eine computeranimierte geographisch-ortsgenaue Darstellung ihrer Lebensläufe veranschaulicht wird.

 

Die Historikerin Agnes Ohm, Sammlungsleiterin der Gedenkstätte Sachsenhausen und eine der Kuratoren der Ausstellung, sagte heute in Oranienburg vor Medienvertretern: „Bisher wurde die Kunst aus den Konzentrationslagern zumeist als historische Quelle betrachtet, so dass die Künstler nicht aus dem Schatten ihrer KZ-Haft heraustreten konnten. Mit unserer Sonderausstellung versuchen wir, neue Wege zu beschreiten. Wir präsentieren die im Konzentrationslager entstandene Kunst auch als Kunst und beleuchten sie im Kontext des gesamten Werkes der Künstler.

 

 

Dabei wird selbstverständlich auch nach den Auswirkungen der einschneidenden Erfahrung der Inhaftierung im Konzentrationslager gefragt“, so Ohm.

 

Jürgen Kaumkötter, Kurator des Zentrums für verfolgte Künste in Solingen und ebenfalls Kurator der Ausstellung, ergänzte: „Die Bewertung der Kunst aus den Konzentrationslagern erfährt im Moment eine Neubewertung. Bald wird es keine Überlebenden mehr geben, die vom schrecklichen Menschheitsverbrechen berichten können. Die lange Zeit nur als Quellen gering geschätzten Artefakte erhalten eine höhere Bedeutung. Sie werden in Zukunft die emotionalen Zeugen sein. Unsere aktuelle Ausstellung versteht sich als Beitrag zu dieser Neubewertung“, sagte Kaumkötter.

 

Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Leiter der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen ergänzte: „Es ist für mich eine große Freude, eine so eindrucksvolle Ausstellung in der Gedenkstätte Sachsenhausen eröffnen und zeigen zu können. Eine einmalige Symbiose von NS-Verfolgungsgeschichte, bildender Kunst und Künstlerbiografien. Die Werke und ihre Maler eröffnen eine ganz eigene und ergreifende Perspektive auf die Konzentrationslager und die Erfahrungen der Opfer“, so Drecoll

 

Als Prolog der Ausstellung zu den monografischen Werkschauen wird ein großer Teil der Kunstsammlung der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen in einer Medienstation exemplarisch präsentiert und somit erstmals für eine breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Gedenkstätte Sachsenhausen sammelt seit ihrer Gründung Kunst von ehemaligen Häftlingen und vereint so unterschiedliche Werke von Künstlern vieler europäischer Länder. Der Bestand umfasst rund 1.000 Kunstwerke, künstlerische Darstellungen ebenso wie Häftlingspost mit Zeichnungen oder Schnitzereien aus Alltagsgegenständen. Die Gedenkstätte bewahrt zudem als Leihgabe seit vielen Jahren den rund 1.000 Objekte umfassenden künstlerischen Nachlass von Leo Haas auf. Der Maler, Grafiker und Pressezeichner gehörte 1944/45 zu den Häftlingen des „Fälscherkommandos“ im KZ Sachsenhausen.

 

Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen, des Zentrums für verfolgte Künste Solingen, des Instituts für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung an der Universität Osnabrück und von beier+wellach projekte (Berlin). Das Projekt wird von der Kulturstiftung des Bundes sowie vom Förderverein der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V. gefördert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 9. September 2018, 14:00 Uhr

Eröffnung der Sonderausstellung „Écraser l’infâme! Künstler und das Konzentrationslager - die Kunstsammlung der Gedenkstätte Sachsenhausen“

 

Begrüßung: Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten

Agnes Ohm, Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Kuratorin der Ausstellung

anschließend: Jürgen Kaumkötter (Zentrum für verfolgte Künste, Solingen, Kurator der Ausstellung) im Gespräch mit Maria Anna Potocka (Direktorin MOCAK Museum für Gegenwartskunst Krakau), Marjolein Budding (Tochter des Künstlers Jan Budding) und Jutta Niefeldt (Nichte des Künstlers Peter Edel)

 

 

Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Straße der Nationen 22, 16515 Oranienburg

 

Neues Museum (10. September 2018 bis 6. Januar 2019)

 

Öffnungszeiten

bis 14. Oktober: täglich von 8.30 bis 18.00 Uhr

ab 15. Oktober: Dienstag bis Sonntag von 8.30 bis 16.30 Uhr

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