Écraser l’infâme! Künstler und das KZ - die Kunstsammlung der Gedenkstätte Sachsenhausen
Écraser l’infâme! Künstler und das KZ - die Kunstsammlung der Gedenkstätte Sachsenhausen
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Gemälde, Grafiken und Zeichnungen von acht Künstlern aus Deutschland, Niederlande, Österreich, Tschechischen Republik und Polen, die im KZ Oranienburg oder im KZ Sachsenhausen inhaftiert waren, stehen im Mittelpunkt der Sonderausstellung „Écraser l’infâme! Künstler und das Konzentrationslager - die Kunstsammlung der Gedenkstätte Sachsenhausen“, die noch bis zum 6. Januar 2019 im Neuen Museum der Gedenkstätte Sachsenhausen zu sehen ist.
„Écraser l’infâme!“ („Zerstört die Infamie!“) lautete der Titel eines 1934/35 entstandenen Zyklus‘ von Zeichnungen des österreichischen Künstlers Rudolf Karl Ripper, in dem er sich mit seinen Erfahrungen von Terror und Folter im Berliner Columbia-Haus und im KZ Oranienburg auseinandersetzt. Die nach den verschollenen Zeichnungen von Ripper angefertigten Radierungen, die 1938 in Paris erschienen sind, stehen am Beginn der Ausstellung.
Insgesamt werden mehr als 150 ausgewählte Werke der Künstler Jan Budding, Peter Edel, Hans Grundig, Leo Haas, Vladimír Matêjka, Rudolf Karl Ripper, Viktor Siminski, und Karel Zahrádka gezeigt. Den im Lager oder unmittelbar nach der Gefangenschaft entstandenen Kunstwerken werden originale Arbeiten vor und nach der Zeit der Haft beigeordnet. Neben den Werken aus den Sammlungen der Gedenkstätte werden zahlreiche Leihgaben aus Museen und Privatbesitz gezeigt. Das Oeuvre der Künstler ist eingebettet in den biografischen Hintergrund, der durch eine computeranimierte geographisch-ortsgenaue Darstellung ihrer Lebensläufe veranschaulicht wird.
Bisher wurde die Kunst aus den Konzentrationslagern zumeist als historische Quelle betrachtet, so dass die Künstler nicht aus dem Schatten ihrer KZ-Haft heraustreten konnten. Die Sonderausstellung „Écraser l’infâme!“ versucht, neue Wege zu beschreiten. Sie präsentiert die im Konzentrationslager entstandene Kunst auch als Kunst und beleuchten sie im Kontext des gesamten Werkes der Künstler. Dabei wird auch nach den Auswirkungen der einschneidenden Erfahrung der Inhaftierung im Konzentrationslager gefragt.
Als Prolog der Ausstellung zu den monografischen Werkschauen wird ein großer Teil der Sammlung der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen in einer Medienstation exemplarisch präsentiert und somit erstmals für eine breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die Gedenkstätte Sachsenhausen sammelt seit ihrer Gründung Kunst von ehemaligen Häftlingen und vereint so unterschiedliche Werke von Künstlern vieler europäischer Länder. Der Bestand umfasst rund 1.000 Kunstwerke, künstlerische Darstellungen ebenso wie Häftlingspost mit Zeichnungen oder Schnitzereien aus Alltagsgegenständen. Die Gedenkstätte bewahrt zudem als Leihgabe seit vielen Jahren den rund 1.000 Objekte umfassenden künstlerischen Nachlass von Leo Haas auf.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen, des Zentrums für verfolgte Künste Solingen, des Instituts für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung an der Universität Osnabrück und von beier+wellach projekte (Berlin). Das Projekt wird von der Kulturstiftung des Bundes sowie vom Förderverein der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V. gefördert.
Im Anschluss an die Präsentation in der Gedenkstätte Sachsenhausen wird die Ausstellung 2019 in der Gedenkstätte Terezin (Theresienstadt) und im MOCAK Museum für Gegenwartskunst in Krakau sowie 2020 im Zentrum für verfolgte Künste in Solingen gezeigt werden.