Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

1961-1990 Nationale Mahn - und Gedenkstätte Sachsenhausen

Erste Gedenkveranstaltungen

Da die sowjetische Besatzungsmacht den ehemaligen KZ-Komplex nutzte, war ein Gedenken an die Opfer am authenthischen Ort zunächst nicht möglich. Erste Gedenkveranstaltungen fanden in der unmittelbaren Nachkriegszeit deshalb im Oranienburger Stadtzentrum statt. Mit der Übernahme des Geländes durch die Kasernierte Volkspolizei (KVP) im Jahr 1950 begann zudem die Verwahrlosung und Zerstörung historischer Bausubstanzen.

 

Verwahrlosung und Zerstörung

1952/53 erfolgte die Sprengung der ehemaligen Vernichtungsstätte "Station Z" durch die KVP, die ausgerechnet in diesem Bereich einen "Schießgarten"plante. Auch die lokale Bevölkerung war an den Zerstörungen beteiligt, indem Baracken aus dem vormaligen Häftlingslagerbereich als Bau- und Brennmaterial verwendet wurden. Die Nationale Volksarmee (NVA), die das ehemalige Truppenlager ab 1956 und später auch das "T-Gebäude" bis 1990 nutzte, beteiligte sich an Zerstörungen auf dem Gelände. Das Häftlingslager wurde weitestgehend "geschichtsbereinigt". Ehemalige Häftlinge dagegen setzten sich immer wieder für den Erhalt der historischen Gebäude ein.

 

Aufbau der "Nationalen Mahn- und Gedenkstätte"

Erst als 1956 ausländische Überlebende des Konzentrationslagers den Ort besichtigen wollten, gab die NVA schließlich den ehemaligen Häftlingslagerbereich für den regulären Besucherverkehr frei. Auf Initiative ehemaliger Häftlinge beschloss das Zentralkomitee der SED Mitte der 1950er Jahre schließlich den Bau der drei nationalen Mahn- und Gedenkstätten Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen. Im Gegensatz zu ersten Überlegungen ehemaliger kommunistischer Häftlinge, die den Gesamtkomplex des KZ Sachsenhausen einschließlich der SS-Bauten mit einbezogen hatten, reduzierte ein von der SED-Führung eingesetztes Kuratorium die Gedenkstättenkonzeption auf das Dreieck des Schutzhaftlagers. Durch die Beseitigung originaler Bausubstanz und die Überformung mit neuen Gestaltungselementen wurde die Topographie des Häftllingslagers unkennnlich gemacht: An die Stelle der "Geometrie des totalen Terrors" trat der Triumph des Antifaschismus, gipfelnd in einem 40 Meter hohen Obelisken, der an seiner Spitze mit roten Winklen versehen ist.

 

Lagermuseum

In der ehemaligen Häftlingsküche entstand das Lagermuseum zur Geschichte der Konzentrationslager und des KZ Sachsenhausen. Thematisiert wurden Lageralltag, der Widerstand und die Befreiung. Die Kommentare erklärten den NS-Terror primär als Folge des Widerstandes und die Zwangsarbeit der KZ-Häftlinge sowie den Völkermord lediglich als Mittel zur Profitmaximierung der Industrie, während die Geschichte des Rassismus und des Antisemitismus ausgeblendet blieb. Entsprechend der Schwarz-Weiß-Schablone des Kalten Krieges, wurden im Ausgangsbereich die Bundesrepublik als Nachfolgestaat des Nationalsozialismus und die DDR dagegen in einer Leistungsschau als "neues humanistisches Deutschland" präsentiert.

 

"Museum des antifaschistischen Freiheitskampfes der europäischen Völker"

Außerhalb des ehemaligen Schutzhaftlagers gestalteten ausländische Häftlingsverbände in einem neu errichteten Gebäude das "Museum des antifaschistischen Freiheitskampfes der europäischen Völker". Die Ausstellung präsentierte in neunzehn nach Ländern gegliederten Abteilungen vor allem den Krieg und den Widerstand gegen Nazideutschland, wobei die Sowjetunion und Deutschland jeweils die doppelte Ausstellungsfläche erhielten.

 

"Museum des Widerstandskampfes und der Leiden jüdischer Bürger"

Erst nach Protesten der "Union der antifaschistischen Widerstandskämpfer Israels" ließ die Regierung der DDR kurz vor der Eröffnung der Gedenkstätte das "Museum des Widerstandskampfes und der Leiden jüdischer Bürger" in den aus Originalteilen rekonstruierten Baracken 38 und 39 im Bereich des "Kleinen Lagers" einrichten. Über die besondere Situation der jüdischen Häftlinge in Sachsenhausen erhielten die Besucher wenig Informationen. Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas und andere nicht politische Häftlingsgruppen blieben, wie in westdeutschen Gedenkstätten zumeist auch, unerwähnt.

 

Eröffnung

Am 23. April 1961 wurde die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen mit über 100.000 Teilnehmern eröffnet. In diese Zeit fiel der Eichmann-Prozess in Israel und eine wachsende Flüchtlingsbewegung aus der DDR - wenige Monate später erfolgte der Mauerbau. Die Staatsführung der DDR nutzte die Eröffnung der Gedenkstätte, um innen- und außenpolitisch die antifaschistische Staatsdoktrin zu demonstrieren. Westdeutsche Medien nahmen von der Eröffnung kaum Notiz oder rechneten die Opfer des sowjetischen Speziallagers, dessen Existenz in der Gedenkstätte verschiegen wurde, gegen die Toten des Konzentrationslagers auf.

Dauerausstellung "Von der Erinnerung zum Monument"