Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Sonderausstellungen

„Charterflug in die Vergangenheit“ - 50 Jahre Besuchsprogramm des Berliner Senats für NS-Verfolgte

Unter Vorsitz des Regierenden Bürgermeisters Klaus Schütz beschloss der Berliner Senat am 10. Juni 1969, im Nationalsozialismus Verfolgte zu Berlin-Besuchen einzuladen. Der erste Gast traf im August 1969 in der geteilten Stadt ein. Etwa 35.000 – meist aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgte – Menschen nahmen im Laufe der Jahre eine Einladung nach Berlin an.

Die Ausstellung „Charterflug in die Vergangenheit“ ist 2019 anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Programms unter der Federführung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Kooperation mit der Senatskanzlei Berlin entstanden. Sie zeigt die Entwicklung des Programms im Wandel der Zeit. Im Fokus stehen dabei die Biografien derjenigen, die sich trotz ihrer Vorbehalte aus allen Teilen der Welt auf den Weg nach Berlin machten.

Der Auftakt des Terrors - Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus

 

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten vor 90 Jahren spielten Konzentrationslager eine zentrale Rolle bei der Durchsetzung und Sicherung der nationalsozialistischen Herrschaft. Heute kennen viele Menschen die Namen der großen Konzentrations- oder Vernichtungslager wie Sachsenhausen oder Auschwitz, aber die frühen Konzentrationslager wie Ahrensbök oder Breitenau sind weitgehend unbekannt.

In den frühen Konzentrationslagern, die meist schon nach wenigen Wochen oder Monaten wieder geschlossen wurden, erprobte das nationalsozialistische Regime Instrumentarien der Gewalt. Der Weg in den millionenfachen Massenmord war damit noch nicht vorgezeichnet, aber geebnet.

An elf Themenstationen beleuchtet die Ausstellung „Auftakt des Terrors“ die Rolle und Funktion der frühen Konzentrationslager. Anhand zahlreicher Biografien von Verfolgten und Tätern zeigt sie auf, wie diese Lager zur Errichtung und Absicherung der nationalsozialistischen Herrschaft beitrugen.

 

 

Young Interventions – Unerzählte Geschichte(n)

Die Ausstellung „Young Interventions – Unerzählte Geschichte(n) zeigt an unterschiedlichen Orten in der Gedenkstätte zehn künstlerische Arbeiten und fünf Kurzfilme, die im Rahmen des Projekts „Young Interventions“ entstanden sind. Dabei haben sich Jugendliche und jüngere Erwachsene aus verschiedenen Ländern, unter ihnen Nachkommen ehemaliger Häftlinge, in künstlerischen Workshops mit der Geschichte des KZ Sachsenhausen und mit der Frage, wie daran heute erinnert und der Opfer gedacht werden kann, auseinandergesetzt.

Im Mittelpunkt der künstlerischen Interventionen stehen die Perspektiven der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die heutige Gedenkstätte und die Frage, welche Geschichten fehlen. Thematisiert werden zum Beispiel das Gedenken an Sinti und Roma, die Erinnerung an spanische Häftlinge oder auch an weibliche Häftlinge, die im Langbordell als Zwangsprostituierte arbeiten mussten. Die Ausstellung ist interaktiv gestaltet. Jedes Kunstwerk stellt eine Frage an die Betrachtenden und fordert sie zum Nachdenken auf.

„Young Interventions“ ist ein dreijähriges kulturpädagogisches Projekt der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, das im Rahmen des Programms „Jugend erinnert“ von 2020 bis 2022 durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert wird. Die Ausstellung, die voraussichtlich bis Ende 2023 zu sehen sein wird, bildet den Abschluss des Projekts, bei dem erfolgreich neue kulturpädagogische Formate der zeithistorischen Bildung entwickelt und erprobt wurden.

Eine Übersicht über die Kunstwerke und einen Lageplan gibt es hier:Lageplan.

 

„Lichtpunkt im Dunkeln“ (Odd Nansen)

Briefeschreiben, Fußballspielen, Musikmachen und Rauchen – Aktivitäten aus dem Bereich des „Lageralltags“ und der „Freizeitgestaltung“

 

Für die ursprünglich zum 75. Jahrestag der Befreiung 2020 geplante Werkstattausstellung „Lichtpunkt im Dunkeln“ haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Sammlungen Objekte und Dokumente aus dem eigenen Bestand mit Bezug zum Thema „freie Zeit“ im Alltag des Konzentrationslagers zusammengetragen und nach verschiedenen Gesichtspunkten befragt. Postverkehr, Rauchen, Musik und Sportwettkämpfe werden in der Ausstellung thematisiert.

 

Zum Lageralltag gehörte die Kommunikation mit der Außenwelt, das Schreiben und Empfangen von Briefen und Paketen. Anhand von zahlreichen Briefen und Postkarten werden unterschiedliche Aspekte des Briefeschreibens beleuchtet: Vorgaben und Organisationsfragen, Zensur und versteckte Nachrichten, Kassiber, Beschränkungen durch Postsperre. „Jeder dieser Briefe ist ein Lichtpunkt im Dunkeln“, schrieb der norwegische Häftling Odd Nansen dazu in seinem Lagertagebuch.

 

Rauchen war nur in der Freizeit und außerhalb des Blocks erlaubt - ein Gebot, das vielfach missachtet und häufig mit Strafen wie Prügel auf dem Bock geahndet wurde. Anfänglich konnten Zigaretten in der Kantine gekauft werden, später gehörten Tabak- und Rauchwaren zu den erlaubten Paketinhalten. Wer keinen derartigen Zugang zu Zigaretten hatte, versuchte sich welche zu „organisieren“. Neben Zeichnungen werden zahlreiche im Lager gefertigte Tabak- oder Zigarettendosen gezeigt.

 

Auch Musik war Teil des Alltags im Konzentrationslager. Dazu gehörten die Marschlieder, die Häftlinge auf Befehl der SS unterwegs auf dem Weg zu den Arbeitskommandos marschierend singen mussten, ebenso wie die illegal durchgeführten „Schallerabende“, auf denen v.a. politische Häftlinge gemeinsam Volks- wie Kampflieder sangen. Es gab, insbesondere in den 1940er Jahren, zahlreiche Chöre und Orchester im Lager mit und ohne Genehmigung der Lagerleitung. Aus dem Fundus der Sammlung werden in der Ausstellung Instrumente wie die Gitarre des tschechischen Musikers Jan Vala, aber auch zahlreiche Liederbücher und Zeichnungen gezeigt.

 

Seit Mitte 1942 gehörten die Durchführung von Fußballspielen und anderen Wettkämpfe zu den Neuerungen und Vergünstigungen, die die SS mit dem Ziel der Steigerung der Arbeitsmotivation und -leistung in den Konzentrationslagern einführte. Im Hauptlager, aber auch in einigen Außenlagern wurden regelmäßig sonntagsnachmittags Wettkämpfe ausgetragen. Gezeigt wird u.a. ein aus einer Granate hergestellter Fußballpokal, den die norwegische Mannschaft im Außenlager Falkensee im Herbst 1944 im Rahmen eines Viernationenturniers gewann.

 

 

Im Reich der Nummern, wo die Männer keine Namen haben...

Die Ausstellung erzählt die Geschichte von Haft und Exil der Novemberpogrom-Gefangenen im KZ Sachsenhausen anhand von zwölf individuellen Schicksalen. Bei den in der Ausstellung präsentierten Interviews mit Kindern und Enkeln der Verfolgten sowie familien-biografischen Fotos und Dokumenten handelt es sich um neues, in Deutschland erstmals gezeigtes Material, das in den USA, Großbritannien und Israel recherchiert werden konnte.

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