Wir freuen uns, dass Sie die Gedenkstätte Sachsenhausen mit Ihrer Gruppe (ab 14 Jahren) besuchen möchten! An Gedenkstättenbesuche richten sich viele Erwartungen – für eine nachhaltige Auseinandersetzung mit der herausfordernden und vielschichtigen Geschichte des Ortes bedarf es einer angemessenen Vor- und Nachbereitung.
Praktische Hinweise zur Besuchsplanung
- Buchen Sie mehrere Monate im Voraus ein Bildungsangebot wie zum Beispiel eine 2-stündige Führung oder einen mehrstündigen Workshop. Unsere Vermittlungsangebote werden nur von Guides durchgeführt, die von der Bildungsabteilung der Gedenkstätte lizenziert sind.
- Die Gedenkstätte Sachsenhausen ist ein vielbesuchter Ort. Wenn Sie die Gedenkstätte ohne geführten Rundgang besuchen, bitten wir Sie darum, Ihren Besuch für den Mittag/Nachmittag zu planen. Bitte beachten Sie: Pro Lehrkraft sollte die Gruppengröße 30 Personen nicht überschreiten.
- Planen Sie genug Zeit ein. Das Gelände der Gedenkstätte ist groß und ein Besuch von weniger als zwei Stunden in der Regel nicht gewinnbringend.
- Der Besuch sollte auf freiwilliger Basis stattfinden. Beziehen Sie Ihre Schüler:innen in die Entscheidung für den Besuch mit ein.
- Die Gedenkstätte ist ein Ort des Gedenkens und ein Friedhof, zugleich aber auch ein Lernort. Planen Sie mindestens ein vorbereitendes Gespräch über den Charakter und die Aufgaben einer Gedenkstätte sowie die eigenen Erwartungen in Bezug auf den Besuch ein. Diskutieren Sie zudem vorab mit Ihrer Gruppe, welches Verhalten an einem solchen Ort angemessen erscheint.
- Gestalten Sie den Besuch ohne Leistungs- und Notendruck. Referate vor Ort sowie Arbeitsblätter, die auf das Sammeln historischer Informationen abzielen, halten wir für nicht zielführend. Auch Erwartungen an die Emotionalität von Jugendlichen sollten nicht eingefordert werden.
- Geben Sie der Gruppe praktische Hinweise zum Besuch: z.B. feste Schuhe, Regenkleidung, Sonnenschutz, Trinkflasche, Essen vor dem Besuch. Die Programme finden überwiegend im Freien statt.
- Historische Grundkenntnisse bzw. vorhandenes Wissen sind die Grundlage, um Informationen und Eindrücke während und nach dem Besuch einordnen zu können und eigene Fragen an die Geschichte zu entwickeln. Das Themenfeld Nationalsozialismus sollte deshalb bereits behandelt worden sein.
- Vorsicht beim Einsatz von Spielfilmen zur Vorbereitung auf den Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen. Viele Spielfilme zum Thema NS und Holocaust beziehen sich auf das Vernichtungslager Auschwitz – die historische Situation im KZ Sachsenhausen war jedoch eine andere.
- Der Besuch für Menschen mit Traumafolgestörungen bzw. traumatisierte Menschen ist nur bedingt bzw. in Begleitung empfohlen.
Vor dem Besuch
Mit der WebApp „Dingen auf der Spur“ bieten wir Schüler:innen und anderen Lerngruppen eine erste und leichte Annäherung an die KZ-Geschichte anhand historischer Objekte. Die WebApp ist wie eine Webseite kostenfrei benutzbar und online zugänglich.
Link zur WebApp „Dingen auf der Spur“
Mit der App können Objektgeschichten interaktiv am Smartphone, Tablet oder PC erkundet werden. Die Geschichten bieten spannende Einblicke in die lagerzeitliche Bedeutung der Gegenstände, das Leben des:der Objektbesitzer:in oder die Hintergründe der Überlieferung. So wird eine individuelle und interessengeleitete Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen aus der Lagergeschichte angeregt.
Ein Tutorial für Lehrkräfte und Multiplikator:innen fasst die wichtigsten Funktionen von „Dingen auf der Spur“ kurz zusammen, inklusive einem Gestaltungsvorschlag einer Schulstunde mit der WebApp.
Download Tutorial (pdf 2,56 MB)
YouTube-Videos zur Geschichte des Ortes
In der 15-teiligen YouTube-Miniserie „Perspektiven auf die Geschichte des Konzentrationslagers Sachsenhausen“ stellen Guides Orte und Objekte in der Gedenkstätte und in der Stadt Oranienburg vor.
Die deutschsprachigen Videos haben eine Länge von rund zwei bis fünf Minuten. Sie sind mit deutschen, englischen und spanischen YouTube-Untertiteln versehen.
Auch zur Geschichte des Sowjetischen Speziallagers in Sachsenhausen gibt es ein einführendes Kurzvideo: Das sowjetische Speziallager Nr.7/ Nr.1 in Sachsenhausen (4:50 Min. mit deutschen, englischen und russischen Untertiteln).
Nach dem Besuch
Nach dem Gedenkstättenbesuch kann ein Gespräch in der Klasse bzw. Gruppe helfen, persönliche Eindrücke zu verarbeiten und einzuordnen. Wenn Gedanken und Empfindungen ohne Leistungsdruck oder Bewertung geäußert werden können, entsteht Raum für weiterführende Fragen, denen im Unterricht nachgegangen werden kann. Zur Reflexion des Besuchs finden Sie im Folgenden einen methodischen Vorschlag.
Die Übung „Meine Eindrücke“ legt den Schwerpunkt auf den offenen Austausch der Schüler:innen über ihre Eindrücke nach einem Besuch. Planen Sie dafür etwa 30 bis 45 Minuten ein. Zur Vorbereitung werden am Smartboard oder als A4-Ausdruck an einer Wand/auf dem Boden Fotos von den Orten der Gedenkstätte platziert, die gemeinsam mit den Schüler:innen besichtigt wurden. Die Bilder dienen als visuelle Gedankenstütze für die Übung. Zusätzlich können Sie während des Besuchs entstandene eigene Fotos für den Gesprächseinstieg nutzen.
Die Schüler:innen werden gebeten, aus ihrer Perspektive die folgende Frage zu beantworten:
„Was bleibt mir vom Rundgang besonders in Erinnerung?“
In ihren Antworten können die Schüler:innen direkten Bezug auf besichtigte Orte nehmen, müssen dies aber nicht. Die Antworten werden auf Karten notiert. In einer abschließenden Runde stellt jede:r die Karte vor. Um den Druck abzubauen, dass jede:r vor der ganzen Gruppe etwas sagen muss, können die Ergebnisse alternativ auch in Gesprächen mit rotierenden Partner:innen ausgetauscht, in Zweierpaaren besprochen oder durch einzelne Wortmeldungen zusammengetragen werden.
Download der Übung „Meine Eindrücke“ inkl. Fotos (ca. 33 MB)
Rechte Vorfälle in Ihrer Klasse oder Gruppe?
Wenn es in Ihrer Klasse oder Gruppe zu rechten Vorfällen gekommen ist und Sie einen Besuch der Gedenkstätte planen, sprechen Sie uns bitte unbedingt vorab an!
In unseren Bildungsangeboten liegt der Hauptfokus auf der Geschichte des Ortes.
Wenn sich Jugendliche in Ihrer Klasse rechtsextrem äußern oder sich in rechten Gruppierungen engagieren und Sie aus diesem Grund mit ihnen die Gedenkstätte besuchen möchten, halten wir dies nicht für zielführend.
Für eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit Themen wie Demokratiefeindlichkeit, Rechtsextremismus, Rassismus oder Antisemitismus empfehlen wir Ihnen die folgenden Webangebote, Beratungsstellen und Einrichtungen:
- Bundesverband Mobile Beratung, Beratungsteams bundesweit im Überblick: https://bundesverband-mobile-beratung.de/mobile-beratung/#Beratungsteams
- Netzwerk für Demokratie und Courage: https://www.netzwerk-courage.de/
- Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V., Übersicht der Beratungsstellen in Deutschland: https://verband-brg.de/beratung/#beratungsstellen
- Beratungskompass Verschwörungsdenken: https://beratungskompass-verschwoerungsdenken.de/
- Informationen, Handlungsempfehlungen, Argumentationshilfen gegen antisemitische Äußerungen und Übergriffe: https://www.stopantisemitismus.de/
- Hintergrundanalysen, pädagogische Konzepte, Webangebote zu Antisemitismus, Rassismus und weiteren Phänomenen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit: https://www.bildung-in-widerspruch.org/
- Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (Angebote für Schulen, außerschulische Formate): https://www.kiga-berlin.org/