Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
28 Auszubildende aus Bremen lernen und arbeiten in der Gedenkstätte Sachsenhausen
08. Oktober 2025
Seit Montag dieser Woche findet in der Gedenkstätte Sachsenhausen zum 28. Mal die Projektwoche „Lernen und Arbeiten im ehemaligen KZ Sachsenhausen“ statt, an der 28 Auszubildende im 2. Lehrjahr des Schulzentrums an der Alwin-Lonke-Straße in Bremen teilnehmen. Die angehenden Malerinnen und Maler, Tischlerinnen und Tischler sowie Zimmerinnen und Zimmerer führen noch bis Freitag Renovierungsarbeiten in der Gedenkstätte durch. So setzen sie zum Beispiel alte Sprossenfenster in den Baracken des ehemaligen Krankenreviers instand, bauen eine Tür und ein Tor für Gebäude im ehemaligen Industriehof und reparieren ein Geländer des Wachturmes beim Zellenbau.
Neben den handwerklichen Arbeiten setzen sich die Auszubildenden mit der Geschichte des Konzentrationslagers und des sowjetischen Speziallagers auseinander. Zum inhaltlichen Programm gehören neben einer Führung durch die Gedenkstätte auch Gesprächsrunden sowie Selbsterkundungen des historischen Ortes und der Ausstellungen.
Zur Halbzeit des Projekts berichte einige der Auszubildenden über ihre bisherigen Eindrücke.
Julian Nicklisch, 18 Jahre, Auszubildender zum Maler und Lackierer:
„Es macht viel Spaß hier zu arbeiten, weil man auch ältere Arbeitstechniken wie das Verkitten lernt. Aber irgendwie fühlt es sich nicht gut an, weil hier so viele Menschen gelitten haben. Aber andererseits fühlt es sich gut an, die Gedenkstätte zu erhalten, damit sie für viele Generationen erhalten bleibt.“
Leonie Feltes, 25 Jahre, Auszubildende zur Tischlerin:
„Bei der Arbeit geht mir häufiger durch den Kopf, dass sich einerseits so viele Menschen für diesen Ort interessieren und engagieren. Aber andererseits spiegeln die stetig steigenden Prozentzahlen für rechte Parteien dies nicht wider.“
Luka Sieracki, 20 Jahre, Auszubildender zum Zimmerer:
„Es ist für mich ein sehr angenehmes Gefühl, hier zu arbeiten, weil man dazu beiträgt, die Vergangenheit zu erhalten und andere daran zu erinnern, was damals passiert ist.“
Julian Millhagen, 24 Jahre, Auszubildender zum Tischler:
„Die ganze Thematik ist so unvorstellbar groß, dass es kleine Details sind wie die alten Baracken oder die verrosteten Haken beim Erschießungsgraben, die mir helfen, das ganze Ausmaß greifbarer zu machen. So kann ich mir besser vorstellen, wie die Häftlinge hier gelebt und gelitten haben.“
Paul Kelm, 24 Jahre, Auszubildender zum Tischler:
„Das Projekt gefällt mir sehr gut, da es eine schöne Abwechslung zum Arbeitsalltag ist. Das Restaurieren der Objekte mit historischem Wert ist sehr spannend.“
Frigga Porsch, 27 Jahre, Auszubildende zur Zimmerin:
„Ich wurde von einem Freund gefragt, warum wir das restaurieren und ob man Geschichte nicht Geschichte sein lassen sollte. Ich antwortete, dass wir so einen Ort sehen und erleben können müssen. Und es ist auch nicht im Sinne der Opfer, diesen Ort verfallen zu lassen. Sichtbarkeit ist wirklich wichtig – erst wenn ich es sehe, kann ich es begreifen. Außerdem sollte man keine Angst davor haben, so einen Ort zu besuchen.