Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
Nachbericht: Eindrücke aus unserem Workshop „Von der Quelle zur Vermittlung. Die Entwicklung von Bildungsformaten aus komplexer Überlieferung“
18. März 2025
In einer Zeit, in der sogenannte Fake News und Verschwörungstheorien auf große Resonanz stoßen und der Wert historischer Quellen offen in Frage gestellt wird, ist es umso wichtiger, sich über ihren Wert, ihre Aussagekraft sowie ihre Möglichkeiten und Grenzen in der pädagogischen Vermittlung bewusst zu sein. Darüber kamen wir vom Netzwerk Zeitgeschichte in Kooperation mit der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen im Rahmen unseres Workshops „Von der Quelle zur Vermittlung“ mit Engagierten in Initiativen, Verbänden, Stiftungen, Erinnerungsorten und Museen in einen bereichernden Austausch.
Nach einer instruktiven Einführung in die Grundlagen gedenkstättenpädagogischer Praxis und der beispielhaften Präsentation von Materialien zur Biographiearbeit durch die Leiterin der Bildungsabteilung der Gedenkstätte Sachsenhausen, Mariana Aegerter, präsentierten die Teilnehmenden mitgebrachte Fundstücke und Quellen. So ging es um einen Schuh, der im Dachgeschoss eines der SS-Führungshäuser des KZ Ravensbrück gefunden wurde, oder um auf dem Gelände des KZ-Außenlagers Falkensee gefundene Relikte wie Löffel und Geschirr. Welche Geschichten lassen sich erzählen, wenn ihr Kontext nicht eindeutig geklärt werden kann? Was genau erzählen die Quellen? Was auch nicht? Diese Fragen stellen sich in Zeiten rechtsrevisionistischer Interventionen und Infragestellung von Quellen, die nicht ins eigene Geschichtsbild passen, immer stärker. Umso wichtiger – hier waren sich die Teilnehmenden einig – kommt es auf die eigene Transparenz im Umgang mit Unsicherheiten an. Unter dieser Voraussetzung jedoch lassen sich auch und gerade mit Fundstücken, deren Kontext Fragezeichen aufwirft, spannende pädagogische Konzepte entwickeln.
Weitere Diskussionen kreisten um Fragen nach Möglichkeiten und Grenzen partizipativer Ausstellungspraxis, sinnvollen Verknüpfungen von Historie mit Gegenwart und Zukunft. Anhand des beeindruckenden Beispiels eines „memory walks“ (https://stadtmuseum.stadt-brandenburg.de/angebote-vermittlung/memory-walks) anhand der Biographie der jüdischen Brandenburgerin Wally Lesser durch die Museumspädagogin des Stadtmuseums Brandenburg an der Havel und die Präsentation pädagogischen Materials durch Kolleg:innen des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge ging es schließlich um das immense Potenzial von Biographien, um historisches Interesse zu wecken.
Einig waren sich am Ende alle, dass es Foren zum Austausch braucht. Diesem Bedarf wird das Netzwerk verstärkt nachkommen und freut sich auf zukünftige Kooperationen.
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