Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

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Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Vor 20 Jahren wurde in der Gedenkstätte Sachsenhausen das Museum zur Geschichte des sowjetischen Speziallagers eröffnet

09. Dezember 2021

Heute vor 20 Jahren, am 9. Dezember 2001, wurde in der Gedenkstätte Sachsenhausen das Museum zur Geschichte des sowjetischen Speziallagers Nr. 7 / Nr. 1 in Sachsenhausen (1945-1950) eröffnet. Mehr als 50 Jahre nach der Schließung fand damit die Geschichte des weitaus größten der zehn Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone eine wissenschaftlich fundierte und würdige Darstellung.

Im Speziallager hat der sowjetische Geheimdienst zwischen 1945 und 1950 rund 60.000 Menschen – Männer, Frauen und Kinder, meist untere und mittlere NS-Funktionäre sowie NS-Kriegsverbrecher, von Sowjetischen Militärtribunalen Verurteilte, Denunzierte und Gegner der Besatzungsmacht, Wehrmachtsoffiziere sowie sowjetische Bürger und Emigranten – unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten. 12.000 von ihnen sind an Hunger und Krankheiten gestorben.

Das neue Museum lehre, „dass weder das Verschweigen des Geschehens noch die globale, nicht nach der individuellen Schuld fragende Säuberungsaktion einen zukunftsträchtigen Neuanfang ermöglichen“, sagte die damalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach, vor den rund 1.000 Gästen der Eröffnungsveranstaltung, unter denen sich zahlreiche ehemalige Inhaftierte und deren Angehörige befanden.

Wenige Tage vor der Museumseröffnung hatte das Außenministerium der Russischen Föderation in einer harschen Protestnote unterstellt, dass die Ausstellung NS-Täter zu Opfern umdefiniere. Gleichzeitig hatten SBZ/DDR-Verfolgtenverbände eine Protestdemonstration angekündigt, weil die Ausstellung angeblich die Inhaftierten des Speziallagers pauschal zu NS-Tätern erkläre.

Vor diesem Hintergrund fand die Eröffnungsveranstaltung in einer überaus gespannten Atmosphäre statt. Die angekündigte Demonstration fand jedoch nicht statt, der Skandal blieb aus. Der Museumsneubau, die Ausstellung und ihre Einbindung in das dezentrale Gesamtkonzept der Gedenkstätte hatten am Ende überzeugt, was auch an der überwältigend positiven Resonanz in der Presse ablesbar war. So hieß es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass Sachsenhausen „mit dem neuen Museum zu einem einmaligen Ort deutschen Gedenkens geworden“ sei.

Inzwischen haben das 2017 vollendete dezentrale und integrative Gesamtkonzept der Gedenkstätte Sachsenhausen und das Museum zur Geschichte des Speziallagers vielfache Anerkennung erfahren. Bei einem Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen im April 2005 würdigte der damalige Vorsitzende des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ und spätere Bundespräsident, Joachim Gauck, die „schlüssige Darstellung der zweifachen Geschichte von Sachsenhausen“. Er sagte, dass „das Museum zur Geschichte des Speziallagers ein – auch architektonisch – eindrucksvoller Ort ist, an dem die komplexe Geschichte nicht nur sensibel und differenziert dargestellt wird. Durch die Einbeziehung zahlreicher Einzelschicksale eröffnet die Ausstellung den Besuchern zugleich einen emotionalen Zugang“.

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