Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

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Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald

Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Vor 40 Jahren wurde die Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald eröffnet

05. Mai 2021

Ein rotes Stoffstück mit der Unterschrift des stellvertretenden DDR-Kulturministers Siegfried Wagner und dem Datum 7. Mai 1981 erinnert bis heute an die Eröffnung des Museums des Todesmarsches im Belower Wald vor 40 Jahren. Indem er ein rotes Band durchtrennte, hatte Wagner seinerzeit das neue Museum der Öffentlichkeit übergeben. Bei der Eröffnung waren Vertreter des Zentralkomitees der SED und der Zentralleitung des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskämpfer anwesend, unter ihnen ehemalige Häftlinge des KZ Sachsenhausen sowie die Ravensbrück-Überlebende Irma Thälmann, Tochter des ehemaligen KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann. Außerdem nahmen Betriebskampfgruppen und in der Nähe stationierte sowjetische Soldaten, aber auch viele Schülerinnen und Schüler sowie Bürgerinnen und Bürger aus der Umgebung teil.

Herzstück der Gedenkstätte, die bis heute als Außenstelle der Gedenkstätte Sachsenhausen geführt wird, ist ein historisches Waldgelände, wo im April 1945 mehr als 16.000 Häftlinge des KZ Sachsenhausen während des Todesmarsches ohne Versorgung und unter Bewachung der SS mehrere Tage unter freiem Himmel lagern mussten. Der Todesmarsch, bei dem in den letzten Tagen des NS-Regimes mehr als 1.000 Häftlinge umkamen, hat sich besonders nachdrücklich in das Gedächtnis vieler Überlebender des KZ Sachsenhausen eingeprägt.

Gedenkstättenleiterin Carmen Lange: „Die Eröffnung des Museums war ein wichtiger Schritt für diesen bedeutsamen historischen Ort, der an das letzte mörderische Kapitel in der Geschichte der Konzentrationslager erinnert. Wichtig war der Schritt vor allem auch deshalb, weil seitdem Personal vor Ort ist, das sich um die Besucher kümmert. Die historisch-politische Bildungsarbeit vor allem für Interessierte in der Region ist heute die wichtigste Aufgabe der Gedenkstätte, die jährlich von rund 5.000 Menschen aus dem In- und Ausland besucht wird.“

Ein erster Gedenkstein erinnerte bereits ab 1965 im Belower Wald an den Todesmarsch und das Waldlager. Zehn Jahre später, zum 30. Jahrestag der Befreiung 1975, wurde das heute noch vorhandene Mahnmal mit einer großen Gedenkfeier und prominenten Gästen eingeweiht. Damit waren die Pläne zur Gestaltung der Gedenkstätte eigentlich abgeschlossen. Die Gedenkstätte stieß nach 1975 aber auf so großes Interesse, dass 1978 an einem Zaun eine Art Briefkasten installiert wurde, dem die Besucher Kurzinformationen entnehmen und wo sie Eintragungen in einem Besucherbuch hinterlassen konnten. Wenig später wurde die Erweiterung der Gedenkstätte um ein Museum beschlossen. Anstelle eines baufälligen sogenannten Hirtenhauses errichteten die Jugendbrigaden des VEB Bau des Kreises Wittstock ein kleines Gebäude mit Walmdach.

Die Ausstellung im Museum, die zum großen Teil bis in die 1990er Jahre unverändert zu sehen war, beschäftigte sich nicht nur mit dem Todesmarsch und dem KZ Sachsenhausen, sondern auch sehr allgemein mit dem antifaschistischen Widerstandskampf. Das Drehbuch der Ausstellung endete mit dem Satz, der das doktrinäre Antifaschismus-Konzept der DDR widerspiegelt: „Das Vermächtnis der antifaschistischen Widerstandkämpfer wurde in der Deutschen Demokratischen Republik erfüllt.“

2002 erschütterte ein neonazistischer Brandanschlag auf das Todesmarschmuseum die Öffentlichkeit und alle, die sich um eine Erinnerung an die Häftlinge im Belower Wald bemühten. Anders als es die leider bis heute unbekannten Täter bezweckten hatten, erfolgte anschließend eine umfassende Neugestaltung: Neben dem historischen Waldgelände informiert seit 2010 eine Freiluft-Ausstellung über den Todesmarsch des KZ Sachsenhausen und das Waldlager. Das ehemalige Museumsgebäude wurde zu einer pädagogischen Projektwerkstatt umgestaltet.

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