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Vor dem Prozess gegen KZ-Wachmann: Söhne von Ermordeten berichten

07. Oktober 2021

Vor dem Prozessbeginn gegen den 100-jährigen, früheren SS-Wachmann im Konzentrationslager Sachsenhausen Josef S. kamen in einer Pressekonferenz am 6. Oktober 2021 in Brandenburg an der Havel die Nebenkläger zu Wort. Für die Nebenkläger nahmen Antoine Grumbach aus Frankreich und Christoffel Heijer aus den Niederlanden an der gestrigen Pressekonferenz teil, deren Väter im KZ Sachsenhausen umgekommen sind. Ebenso vor Ort waren Thomas Walther, der Anwalt einiger Nebenkläger, und Christoph Heubner, der Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees.

Dass 76 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein solcher Prozess stattfinde, sei nicht nur für ihn sehr wichtig, sondern auch für viele andere Hinterbliebene von Opfern des NS-Regimes, sagt Christoffel Heijer. Der 84-Jährige hat seinen Vater zuletzt gesehen, als er sechs Jahre alt war. Heijers Vater war als Sozialdemokrat im Widerstand aktiv und wurde im März 1941 mit 70 anderen Personen aus der Gruppe von der Gestapo festgenommen. Anfang Mai 1942 wurden sie im KZ Sachsenhausen erschossen. Heijer erzählt, seine Mutter habe graue Haare bekommen, als sie den Abschiedsbrief des Vaters bekam. Sie habe nur geweint und danach nie wieder über den Krieg gesprochen. Für ihn selbst habe der Verlust des Vaters einen lebenslangen Schock ausgelöst. „Mord ist kein Schicksal, sondern Mord ist ein Verbrechen, das nicht verjährt“, sagte Heijer.

Der Franzose Antoine Grumbach macht deutlich: „Die Welt muss wissen, wie diese Maschinerie funktioniert hat.“ Grumbachs Vater ging mit seiner Mutter 1940 nach Algerien, um von dort mit dem Schiff nach London zur Widerstandsbewegung von Charles de Gaulle zu gelangen. Er war aktiv im Widerstand in Nordafrika, bevor er von französischen Polizisten verhaftet wurde und später in die Hand der Deutschen geriet. Er wurde in das KZ Sachsenhausen verschleppt, wo er im „Kleinen Revier“ umkam, einem Ort, an dem die Inhaftierten sich selbst überlassen wurden. Grumbach betont, er erwarte von dem Prozess, dass ein Urteil gefällt werde und sich der Angeklagte schuldig bekenne. Joseph S. stehe für ihn stellvertretend für alle SS-Wachmänner: „Sie waren die Komplizen der Mordmaschinerie im KZ“.

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