40/25: 80. Jahrestag der Einrichtung des sowjetischen Speziallagers in Sachsenhausen – Gedenkveranstaltung und Ausstellungseröffnung in der Gedenkstätte Sachsenhausen
29. August 2025
Nr.: 40/2025
Die Gedenkstätte Sachsenhausen und die Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen 1945-1950 e.V. erinnern am 6. und 7. September 2025 mit mehreren Veranstaltungen an die Einrichtung des sowjetischen Speziallagers in Sachsenhausen vor 80 Jahren. Im Zuge der Verlegung des sowjetischen Speziallagers Nr. 7 von Weesow (bei Werneuchen) kamen am Abend des 16. August 1945 mehr als 5.000 von der Haft geschwächte Häftlinge nach einem Fußmarsch von rund 40 Kilometern in den Baracken des ehemaligen KZ Sachsenhausen an. Der Jahrestag der Ankunft der ersten Inhaftierten in Sachsenhausen wird von den ehemaligen Häftlingen und ihren Angehörigen seit Anfang der 1990er Jahre als Gedenktag für die Opfer des Speziallagers begangen.
Am Samstag, 6. September, 15.00 Uhr wird die Wanderausstellung „frauenHAFT. Sowjetische Repression und DDR-Strafvollzug (1945-1956)“ eröffnet. Im Mittelpunkt stehen die 1.119 Frauen und 25 Kinder, die am 11. Februar 1950 im Kontext der Auflösung des Speziallagers in Sachsenhausen an die DDR übergeben und in die Strafanstalt Hoheneck verbracht wurden. Anhand von Fotos, Berichten und Erinnerungsstücken werden zwölf Frauen biografisch vorgestellt. Ihre Schicksale erzählen ein fast vergessenes Kapitel der Nachkriegsgeschichte, das von Verfolgung, Unrecht, Leid und Selbstbehauptung geprägt war.
Bei einem Podiumsgespräch mit Ausstellungskuratorin Katharina Gräb (Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam) berichten Annemarie Krause, die 1948 von der sowjetischen Besatzungsmacht verhaftet und über das Speziallager Sachsenhausen nach Hoheneck verbracht wurde, und Alexander Latotzky, der als Kleinkind mit seiner Mutter von Sachsenhausen nach Hoheneck gelangte, über ihre Hafterfahrungen. Das Gespräch wird von dem rbb-Kulturredakteur Harald Asel moderiert und zu einem späteren Zeitpunkt auf rbb24 Inforadio ausgestrahlt.
Am Sonntag, 7. September, findet um 11.00 Uhr eine Gedenkveranstaltung am Friedhof im ehemaligen Kommandantenhof statt, wo sich ein Massengrab mit rund 7.000 der insgesamt 12.000 Opfer des Speziallagers befindet. Nach der Begrüßung durch Stiftungsdirektor Axel Drecoll und den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft, Joachim Krüger, werden Benjamin Grimm (Minister der Justiz und für Digitalisierung des Landes Brandenburg), Franziska Giffey (Bürgermeisterin und Senatorin von Berlin) und Leonore Bellotti (ehemalige Inhaftierte des Speziallagers) zu den Anwesenden sprechen. Im Anschluss an ein Gebet, das Pfarrer Friedemann Humburg (Evangelische Kirchengemeinde St. Nicolai Oranienburg) sprechen wird, werden am Gedenkort auf dem Friedhof am ehemaligen Kommandantenhof Kränze niedergelegt.
Am Nachmittag um 14.30 Uhr wird die Autorin und Geigerin Anna Barbara Kastelewicz im Gespräch mit Astrid Ley (Leitung Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen) ihr Buch „Musik, wo Schweigen ist“ vorstellen, das sich mit kulturellen Betätigungen der Inhaftierten in den sowjetischen Speziallagern beschäftigt. Gemeinsam mit dem Pianisten Arno Schneider wird sie musikalische Beispiele vortragen.
Hintergrund
Die sowjetische Besatzungsmacht errichtete in ihrer Zone zehn Speziallager, die sowohl Instrumente der Entnazifizierung als auch der stalinistischen Herrschaftssicherung waren. In den Speziallagern Weesow und Sachsenhausen waren bis zur Auflösung des Lagers im Frühjahr 1950 rund 60.000 Menschen inhaftiert, unter ihnen bis zu 5.000 Frauen. 12.000 Inhaftierte starben an Hunger und Krankheiten. Im Lager waren vorwiegend Angehörige unterer Funktionsränge des NS-Regimes, aber auch Beschäftigte aus Verwaltung, Polizei, Justiz, Wirtschaft sowie SS-Personal aus den Konzentrationslagern inhaftiert. Zu den Häftlingen zählten außerdem politisch Missliebige und willkürlich Verhaftete sowie von sowjetischen Militärtribunalen Verurteilte, Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und Prägung, darunter Deutsche und Nichtdeutsche, Rotarmisten und Wehrmachtsangehörige, Männer und Frauen, Alte und Junge, NS-Belastete und Unbelastete.
Samstag, 6. September 2025, 15.00 Uhr
Ausstellungseröffnung: frauenHAFT. Sowjetische Repression und DDR-Strafvollzug (1945-1956)
Ort: Neues Museum
Die Ausstellung ist bis zum 7. April 2026 im Museum zur Geschichte des sowjetischen Speziallagers zu sehen und wird anschließend in der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam gezeigt.
Eine Ausstellung der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätte unter Beteiligung der Gedenkstätten Sachsenhausen, Leistikowstraße Potsdam, Brandenburg an der Havel und Jamlitz in Lieberose.
Gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen 1945-1950 e.V und den Förderverein Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam e.V.
Sonntag, 7. September 2025
11.00 Uhr: Gedenkveranstaltung für die Opfer des sowjetischen Speziallagers in Sachsenhausen
Ort: Friedhof am ehem. Kommandantenhof
14.30 Uhr: Buchvorstellung: Musik, wo schweigen ist. Kultura und kulturelle Betätigung in den sowjetischen Speziallagern in der SBZ und DDR 1945-1950
Ort: Neues Museum
Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
Straße der Nationen 22 | 16515 Oranienburg
Information: www.sachsenhausen-sbg.de
Verantwortlich:
Dr. Horst Seferens | Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
16515 Oranienburg | Heinrich-Grüber-Platz | T +49 3301 810920
seferens(at)stiftung-bg.de | www.stiftung-sbg.de
Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten wird durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.
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