Diesen kleinen Teddybär der Marke Steif entdeckte Janina Krawczyk nach dem Todesmarsch am Wegesrand in der Nähe von Eberswalde. Sie nahm an, dass er von einem deutschen Kind auf der Flucht vor der Roten Armee verloren worden war. Janina Krawczyk nahm den Teddy mit nach Warschau – als Erinnerung an ihre Befreiung und das Ende ihrer KZ-Haft in Deutschland.
Janina Krawczyk, geboren 1909, lebte mit ihren Eltern und drei jüngeren Brüdern in Warschau. Als die Deutschen 1939 mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg auslösten, war sie mitten in der Ausbildung zur Lehrerin. Während der Besatzung wurde sie zur Zwangsarbeit verpflichtet, setzte ihre Ausbildung jedoch im Geheimen fort.
Im Sommer 1944 geriet sie mit ihrer Mutter Jadwiga Krawczyk nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes in Gefangenschaft. Über Groß-Rosen kamen sie zunächst in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Am 6. Oktober 1944 wurden sie zusammen mit 650 anderen polnischen Frauen nach Hennigsdorf überstellt, einem Außenlager des KZ Sachsenhausen. Täglich marschierten sie von dem Baracken-Außenlager drei Kilometer zum AEG-Werk Hennigsdorf. In zwölfstündigen Wechselschichten montierten die Frauen dort unter der Aufsicht von deutschen Zivilarbeitern Flugzeugmotoren.
Im April 1945 wurde das KZ-Außenlager aufgelöst. Janina Krawczyk und ihre Mutter gehörten zu einer kleinen Gruppe von Frauen, die die SS in Richtung des KZ Sachsenhausen trieb. In der Nähe von Sommerfeld trafen sie auf eine Einheit polnischer Soldaten der Roten Armee, was ihre Befreiung bedeutete. Gemeinsam machten sich Mutter und Tochter zu Fuß auf den Weg nach Warschau.
Nachdem sie einige Zeit als Lehrerin gearbeitet hatte, ließ sich Janina Krawczyk zur Buchhalterin umschulen. Eine Entschädigung für die bei der AEG-Hennigsdorf geleistete Zwangsarbeit hat sie nie erhalten.
1995 nahm Janina Krawczyk am 50. Jahrestag der Befreiung teil und schenkte der Gedenkstätte mehrere Erinnerungsstücke an ihre KZ-Haft.