Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Eine geheime Nachricht

Diesen Kassiber, eine geheime Nachricht, schrieb Rudolf Witzleben am 6. August 1945 an seine Familie in Berlin-Charlottenburg. Rudolf Witzleben, geboren 1898 in Hannover, arbeitete als Ingenieur bei der AEG in Treptow. Den Angaben seiner Tochter Inka zufolge wurde er am 7. Juni 1945 vom sowjetischen Geheimdienst NKWD in Berlin festgenommen und in das sowjetische Speziallager Nr. 7 in Weesow überstellt. Ihm wurde vorgeworfen, ein „Agitator“ zu sein.

Deutschland war nach der bedingungslosen Kapitulation von den Alliierten der Anti-Hitler-Koalition in vier Besatzungszonen aufgeteilt worden. Die Alliierten hatten auf den Siegerkonferenzen, zuletzt auf der Konferenz von Potsdam Ende Juli 1945, die Internierung führender Nationalsozialisten und einflussreicher Anhänger vereinbart. In der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) war hierfür vor allem der NKWD verantwortlich, unter dessen Ägide sich die alliierte Internierungspraxis teilweise mit Elementen stalinistischer Willkür vermischte.

Für die Unterbringung der Verhafteten hatte der NKWD insgesamt zehn Speziallager in der SBZ errichtet, davon fünf auf dem Gebiet des heutigen Landes Brandenburg. Festgenommene Personen aus Berlin und Umgebung kamen überwiegend in das Speziallager Nr. 7. Es befand sich von Mai 1945 bis zu seiner Verlegung nach Sachsenhausen im August 1945 in dem kleinen Dorf Weesow nordöstlich von Berlin. Die aus Sicht des NKWD ungenügenden Sicherheitsbedingungen des provisorisch eingerichteten Lagers in Weesow führten zur Verlegung auf das Gelände des ehemaligen KZ Sachsenhausen.

Es ist nicht bekannt, wie es Rudolf Witzleben gelang, diese Nachricht aus dem Lager in Weesow zu schmuggeln. Wenige Tage später gehörte er zu den Häftlingen, die nach Sachsenhausen zum neuen Standort des Lagers marschierten. Rudolf Witzleben starb dort am 3. April 1947.

Kassiber, Sammlung der Gedenkstätte Sachsenhausen, Inventar-Nr. 01.00278

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