Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Das KZ Sachsenhausen 1936-1945. Ereignisse und Entwicklungen

Die vom Büro HG Merz Architekten und Museumsgestalter (Stuttgart/Berlin) gestaltete Präsentation in der ehemaligen Häftlingsküche ist zugleich eine der wichtigsten Sanierungsmaßnahmen im Rahmen des dezentralen Gesamtkonzepts zur Neugestaltung der Gedenkstätte. Für die denkmalgerechte Sanierung des 1936/37 errichteten Gebäudes war der Berliner Architekt und Bauhistoriker Dr. Günter Hipfel verantwortlich.

 

Exponate

Gezeigt wird eine Vielzahl zum Teil großformatiger Exponate aus dem KZ Sachsenhausen wie zum Beispiel der originale Galgen, die Leichenkarre, der Prügelbock sowie Mobiliar aus einer Häftlingsbaracke. Erstmals sind Fotos aus der Politischen Abteilung des Lagers zu sehen, die ein norwegischer Häftling aus dem Lager schmuggeln konnte. Darunter befindet sich auch die Fotografie eines sogenannten Plünderers. Unter dieser Bezeichnung brachte die SS bei Kriegsende Menschen in das KZ Sachsenhausen, die mit schwarzen Kreuzen im Gesicht gekennzeichnet wurden. Es handelt sich wahrscheinlich um ausländische Zwangsarbeiter, von denen mindestens mehrere Hundert auf Gestapobefehl erschossen wurden.

Zu den besonders bewegenden Exponaten gehören geschnitzte Figuren und Projektile, die in einem Massengrab mit den sterblichen Überresten jüdischer Häftlinge aus dem Außenlager Lieberose geborgen wurden. Hier hatte die SS im Februar 1945 bei der Räumung des Lagers in einer zweitägigen Erschießungsaktion mehr als 1.300 jüdische Häftlinge ermordet.

 

Medien, Kino und Lernzentrum

Die „dinglichen Zeugnisse“ werden um zahlreiche didaktische Medien wie Schaubilder, Karten und ein großes interaktives Lagermodell ergänzt. Interaktive Medienstationen geben eine Übersicht über die Entwicklung des KZ-Systems sowie der Außenlager von Sachsenhausen. Bestandteil des Museums ist ein Kino mit rund 50 Plätzen, wo ein knapp 30minütiger Film gezeigt wird, der die Geschehnisse im KZ Sachsenhausen mit der allgemeinen historischen Entwicklung in der Zeit zwischen 1933 und 1945 verknüpft. Der Film ist simultan in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch) zu sehen. Angeschlossen ist darüber hinaus ein Lernzentrum mit 14 Computerarbeitsplätzen, wo unterschiedliche Informationsangebote zur Geschichte des KZ Sachsenhausen abrufbar sind.

 

Totenbuch

In einem abgeschlossenen Bereich ist auch das Totenbuch mit den Namen von rund 20.500 Menschen, die die im KZ Sachsenhausen umgekommen sind, zugänglich. Das Totenbuch ist das Ergebnis mehrjähriger akribischer Forschertätigkeit. Es beruht im Wesentlichen auf der Auswertung der überlieferten SS-Dokumente aus der Kommandantur des KZ Sachsenhausen

 

Großformatige historische Fotografien

Zentrale historische Fotografien aus der Geschichte des Konzentrationslagers, die sich als bildliche „Ikonen“ dem Besucher einprägen sollen, befinden sich, stark vergrößert, an den Längsseiten des Raumes auf halbtransparenten Gazeflächen. Die auf diese Weise auch im Ausstellungsbereich wahrnehmbare Reihung der Fensterflächen sowie die frei gelegten Überreste eines ehemaligen Wrasenabzuges im Dachbereich der Häftlingsküche machen den Ausstellungsraum in seiner ursprünglichen Funktion erfahrbar.

 

Wandmalerein im Keller

Das gilt in besonderer Weise für die historischen Kellerräume, die erstmals für Besucher zugänglich sind. Im ehemaligen Kartoffelschälkeller sind eindrucksvolle Wandmalereien aus der Zeit des Konzentrationslagers und aus der Zeit des sowjetischen Speziallagers zu sehen. In einer Mauernische, in der bei den Bauarbeiten Urnenreste mit menschlicher Asche gefunden wurden, wird die Lebensgeschichte von Robert Ziebold dargestellt, der als Zeuge Jehovas im KZ Sachsenhausen inhaftiert war und 1940 auf persönlichen Befehl Himmlers erschossen wurde. Der Urnendeckel mit seinem Namen befand sich unter den Fundstücken. Ebenfalls im Keller wir die Geschichte des Gebäudes dargestellt, einschließlich der Nutzung in der Zeit des sowjetischen Speziallagers und als „Lagermuseum“ seit 1961.

 

Bindeglied für das "dezentrale Konzept"

Dem neuen Museum „Häftlingsküche“ kommt innerhalb des dezentralen Gesamtkonzept ein besonderer Stellenwert zu: In der Mitte des Gedenkstättengeländes gelegen, bildet es den Mittelpunkt eines musealen Netzwerkes. Das Museum bietet nicht nur einen kompakten Überblick über die Geschichte des KZ Sachsenhausen in Verbindung mit wichtigen Servicebereichen. Sie ist auch das Bindeglied für das dezentrale Konzept, indem in der Ausstellung immer wieder auf die anderen thematischen Ausstellungen verwiesen wird, wo Ereignisse und Themen, die in der Häftlingsküche nur angerissen werden können, vertiefend dargestellt werden.

Katalog zur Ausstellung

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