Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

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Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Die Gedenkstätte Sachsenhausen trauert um Horst Jänichen (1931-2020)

20. Januar 2021

Die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen trauert um Horst Jänichen, der am 24. Dezember 2020 im Alter von 89 Jahren verstorben ist. Jänichen, der als Jugendlicher im sowjetischen Speziallager in Sachsenhausen inhaftiert war, hatte in der Gedenkstättenstiftung viele Jahre lang das Amt des Vorsitzenden der Beiratskommission zur Geschichte des sowjetischen Speziallagers inne. Stiftungsdirektor Axel Drecoll würdigte Horst Jänichen als großen Freund und Unterstützer der Gedenkstätte: „Als Zeitzeuge und Interessenvertreter hat Horst Jänichen sich unermüdlich für die Erinnerung an die sowjetischen Speziallager engagiert. Durch seine ebenso verbindliche wie ausgleichende Art hat er viel Interesse für das häufig auch konfliktbeladene Thema der Speziallager geweckt, er hat immer wieder zur Versachlichung der Diskussionen beigetragen und geholfen, Brücken zu bauen, auch zu Überlebenden des KZ Sachsenhausen. Er hinterlässt eine große Lücke und wird uns sehr fehlen.“

Horst Jänichen wurde im April 1946 im Alter von 15 Jahren unter der Beschuldigung, ein „Werwolf“ zu sein, in Berlin vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet. Er durchlief mehrere Haftstationen, u.a. ein Kellergefängnis in Berlin-Friedrichsfelde und das Speziallager in Berlin-Hohenschönhausen, ehe er am 18. Oktober 1946 von dort ins sowjetische Speziallager Nr. 7 nach Sachsenhausen verbracht wurde. Hier war er ein Jahr lang als Lagerläufer tätig, was ihm gute Einblicke in die verschiedenen Bereiche und Abläufe des Speziallagers ermöglichte.

Nach seiner Entlassung am 31. Juli 1948 kooperierte er in Berlin mit der SPD und der antikommunistischen „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“, verteilte Flugblätter und sammelte Informationen, was ihn Ende 1950 erneut in ein DDR-Gefängnis brachte. Nach seiner Entlassung Ende der 1950er Jahre ging er nach West-Berlin und engagierte er sich politisch, unter anderem war er 2. Vorsitzender der West-Berliner Jusos und Mitglied des Abgeordnetenhauses sowie Mitarbeiter verschiedener Bundesministerien.

Nach dem Ende der DDR engagierte er sich für die Aufarbeitung der Geschichte des Speziallagers in Sachsenhausen und eine angemessene Darstellung in der Gedenkstätte. Von 1997 bis 2012 war er Mitglied und seit 2006 Vorsitzender der Beiratskommission zur Geschichte des sowjetischen Speziallagers Sachsenhausen in der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Bis vor wenigen Jahren berichtete er in der Gedenkstätte Sachsenhausen bei Zeitzeugengesprächen über seine Hafterfahrungen. Zahllose Schülerinnen und Schüler und Teilnehmende von internationalen Workcamps hat er dabei für ein eher unbekanntes Kapitel der Nachkriegsgeschichte sensibilisiert und durch seine einfühlsame und offene Art tief beeindruckt. Für seine Verdienste wurde er 2014 mit dem Verdienstorden des Landes Brandenburg ausgezeichnet.

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