Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Eine echte Fälschung

Dieser Schein ist nicht echt. Oder besser gesagt, keine echte Pfundnote. Vielmehr handelt es sich bei dieser Banknote um eine beinahe perfekte Fälschung, entstanden in einer extra dafür eingerichteten Druckerei hinter den Mauern des KZ Sachsenhausen.

Die Planung einer der größten Geldfälscheraktionen begann bereits im Jahr 1939 unter dem Decknamen „Operation Andreas“. Ziel des Unternehmens war es zunächst, falsche Pfundnoten herzustellen, um die britische Währung zu destabilisieren. Im Auftrag des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) mussten Papierexperten, Drucker und Mathematiker die genaue Zusammensetzung des Papiers analysieren, die Sicherheitsmerkmale der echten Geldscheine sowie das System der Seriennummern entschlüsseln und detailgetreue Druckplatten anfertigen. Um die Qualität der Fälschungen zu prüfen, wurde ein Agent des RSHA in die Schweiz geschickt, im Gepäck einige druckfische Falschnoten. Nach dem von der Bank of Englandvorgenommen Abgleich der Serinenummern, wurden die Scheine als echt eingestuft.

Um mit der Massenproduktion beginnen zu können, installierte die SS in einer der Häftlingsbaracken im Konzentrationslager Sachsenhausen eine Druckerei. SS-Sturmbannführer Bernhard Krüger vom Amt VI (Sicherheitsdienst) des RSHA, der Leiter der nunmehr „Operation Bernhard“ genannten Aktion, ließ in mehreren Konzentrationslagern ausschließlich nach jüdischen Häftlingen “aus dem graphischen Gewerbe, Papierfachleute oder sonstige geschickte Handarbeiter“ suchen. 

Die insgesamt 142 in das Fälscherkommando abkommandierten jüdischen Häftlinge waren vom restlichen Lager aus Geheimhaltungsgründen streng isoliert. Die Häftlinge lebten zwar unter etwas besseren Bedingungen – sie hatten Einzelbetten und durften Zivilkleidung tragen und sich die Haare wachsen lassen – jedoch auch mit dem Wissen, dass Krankheit, Misserfolg oder Beendigung der Operation ihren Tod bedeuten würde. Ende 1944 mussten die Häftlinge im Zwei-Schicht-System Falschgeld drucken. Einer heimlich geführten Statistik nach entstanden Banknoten im Wert von über 135 Millionen Pfund.

Die SS nutzte das Falschgeld unter anderem zur Beschaffung von kriegswichtigen Gütern und zur Bezahlung ausländischer Spione. Noch im Februar 1945 wurde das Fälscherkommando ins KZ Mauthausen, dann ins Außenlager Redl-Zipf verlegt. Die Produktion wurde nicht mehr aufgenommen. SS-Wachmänner überführten die Häftlinge in das nahegelegene KZ Ebensee, wo sie schließlich Anfang Mai 1945 von amerikanischen Truppen befreit wurden.

Die Gedenkstätte Sachsenhausen bewahrt einige der vermutlich im KZ Sachsenhausen hergestellten falschen Pfundnoten. Die hier gezeigte Pfundnote bekam die Gedenkstätte 2021 von einem Sammler geschenkt.

Sammlung der Gedenkstätte Sachsenhausen, Inventar-Nr. 21.00002

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