Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Die Konzentrationslager-SS 1936-1945: Arbeitsteilige Täterschaft im KZ Sachsenhausen

Im Mittelpunkt der Ausstellung „Arbeitsteilige Täterschaft im KZ Sachsenhausen“, die im weitgehend original erhaltenen ehemaligen Haus des KZ-Kommandanten gezeigt wird, stehen die Organisationsstruktur der Lager-SS, ausgewählte Biografien der Täter sowie der juristische Umgang mit ihnen nach 1945.

Die Ausstellung zeigt, dass Vorsatz, Planung und Ausführung der Morde im KZ Sachsenhausen den festgelegten Prinzipien der arbeitsteiligen Täterschaft folgten. An der Durchführung der beiden Massenmordaktionen, die in der Ausstellung beispielhaft dargestellt werden, waren alle SS-Männer beteiligt, damit die vielen Tausend Opfer ohne größere Widerstände getötet werden konnten: der Kommandant und der Adjutant, die die Anweisungen gaben und die Zusammenarbeit der Mörder koordinierten ebenso wie die Leiter und Mitarbeiter der sechs Abteilungen des Kommandanturstabes, die in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereichen an den Morden mitwirkten. Auch die SS-Blockführer, die die Vernichtungsanlagen bedienten, und die SS-Wachsoldaten, die den Weg der Todeskandidaten zu den Vernichtungsanlagen mit ihren Maschinengewehren absicherten, leisteten ihren Beitrag.

Im Konzentrationslager waren die Häftlinge der fast unbeschränkten Herrschaft von 100 bis 250 Mitgliedern des SS-Kommandanturstabes unterworfen. Bis zu 3.500 weitere SS-Männer gehörten der Totenkopfstandarte Brandenburg an. Im Kommandantenhaus liefen alle Fäden zusammen. Hier beriet der Kommandant mit seinen sechs Abteilungsleitern und dem Chef der Wachtruppe u. a. über die Durchführung von Massenmordaktionen.

Im der Ausstellungen stehen zwei Massenmorde im KZ Sachsenhausen: die Ermordung von 13.000 sowjetischen Kriegsgefangenen im Herbst 1941, von denen mehr als 10.000 in einer „Genickschussanlage“ von der SS erschossen wurden, und die „Endphaseverbrechen“ ab Januar 1945, als die SS etwa 3.000 Häftlinge ermordete und weitere 13.000 in die Sterbelager Bergen-Belsen und Mauthausen transportierte. Am Beispiel dieser beiden Verbrechen werden die Tatbeteiligung und das Zusammenwirken der einzelnen Abteilungen des Kommandanturstabes und der Wachtruppe dargestellt. Gezeigt werden auch das Leben der SS-Männer außerhalb ihres Dienstes und die juristische Aufarbeitung nach 1945. Die weitaus meisten Täter bleiben ungestraft.

Insgesamt sind auf 170 m² Ausstellungsfläche rund 300 Fotos und 190 Dokumente, Pläne und Zeichnungen zu sehen sowie zahlreiche Objekte, darunter zwei umfangreiche Fotoalben eines zeitweise in Sachsenhausen eingesetzten SS-Mannes oder die Aktentasche und ein von Häftlingen hergestellter Briefbeschwerer in Form einer Eule aus dem Besitz des SS-Adjutanten Heinrich Wessel. Gezeigt werden auch eine Kegelkugel, die in der unterirdischen Kegelbahn des KZ Sachsenhausen benutzt wurde, sowie ein Sessel aus dem Casino der SS-Offiziere.

Hinzu kommen 27 Medienstationen mit Tondokumenten und Biografien der SS-Täter. Im original erhaltenen Büro des Kommandanten befindet sich eine weitere Medienstation mit sechs Arbeitsplatzen, in denen die Besucher ausführliche Informationen über Prozesse gegen Sachsenhausen-Täter nach 1945 finden können, darunter auch Film- und Tondokumente. In einem virtuellen Regal werden ein interaktives Lernprogramm zur juristischen Verfolgung der KZ-Täter und Kurzfilme über die Beteiligung der Wachtruppe an Verbrechen gezeigt.

Ein bedeutendes Exponat ist auch der Ort der von Clemens Franke gestalteten Ausstellung: Das ehemalige Kommandantenhaus wurde 1941 im Auftrag des damaligen KZ-Kommandanten Hans Loritz errichtet, der repräsentative Diensträume wünschte. Hier sind viele originale Einrichtungsgegenstände erhalten wie Wand- und Bücherschränke sowie Parkettfußböden.

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