Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Die Konzentrationslager-SS 1936 bis 1945: Exzess- und Direkttäter im KZ Sachsenhausen

Im Mittelpunkt der Dauerausstellung im Turm A stehen die zahllosen willkürlichen und oft von unvorstellbarer Brutalität und Grausamkeit gekennzeichneten Morde durch die SS-Männer der KZ-Kommandantur. In zwei Themenräumen werden exemplarisch acht solcher Exzess- und Direkttaten einschließlich der Opfer und der Täter dargestellt, die in der "Isolierung" oder auf dem Appellplatz begangen wurden.

In dieser Ausstellung wird das ganze Ausmaß der gewalttätigen Willkür und sadistischen Grausamkeit, wie es für einen Teil der SS-Männer kennzeichnend war, in allen kaum zu ertragenden Einzelheiten dargestellt, die vor allem in Prozessakten überliefert sind. Diese Form entgrenzter und vielfach tödlicher Gewalt ist ein elementarer Bestandteil des KZ-Terrors, den die Vorgesetzten nach Gutdünken aktivierten oder einschränkten.

Dargestellt wird u. a. die Ermordung des als "unverbesserlicher Querulant" von der Gestapo verhafteten Düsseldorfer Rechtsanwalts Kaspar Anraths durch sechs SS-Blockführer am 18. März 1940. Sie töten ihn auf eigene Initiative durch tagelange Folterungen, weil er ihnen "lästig" war. In den Sommermonaten 1940 ermordeten mehrere SS-Blockführer mindestens 75 jüdische Häftlinge, die als sogenannte "Rasseschänder" in der „Isolierung“ untergebracht waren. Einer von ihnen war der Sänger Georg Adler, der von den Blockführern Richard Bugdalle und Otto Kaiser gnadenlos zu Tode getreten wurde.

Der berühmte Roman "Das siebte Kreuz" von Anna Seghers wurde angeregt durch die Flucht von sieben Häftlingen aus dem KZ Sachsenhausen am 4. November 1936. Sechs der Geflohenen fing die SS wieder ein und hängte sie auf dem Appellplatz an Pfählen auf. Der siebte Pfahl blieb leer. 1940 brachten die Nazis den letzten Flüchtigen, Karl Göntges, der nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Belgien gefasst worden war, zurück in das KZ Sachsenhausen. Um weiteren Misshandlungen von SS-Blockführern zu entgehen, sprang er im Februar 1941 in den elektrisch geladenen Zaun.

In sieben Medienstationen, die den jeweiligen Taten zugeordnet sind, werden die Tatbeteiligten biografisch dargestellt. Besucherinnen und Besucher können sich außerdem Berichte von ehemaligen Häftlingen, die Augenzeugen der Morde waren, anhören sowie Filmaufnahmen von Prozessen gegen SS-Täter sehen. Neben Fotos, Dokumenten und Zeichnungen werden in der rund 150 m² großen Ausstellung auch Gegenstände gezeigt, darunter Schlag- und Schusswaffen sowie Stiefel der SS.

Die Darstellung der Mordtaten wird ergänzt durch einen weiteren Themenraum zur Geschichte des Turms A, wo sich die "Schutzhaftlager-Abteilung" der Kommandantur befand. Zu ihr gehörten der Lagerführer sowie die Rapport- und Blockführer, die mit absoluter Gewalt über die Häftlinge herrschten und viele der dargestellten Morde verübten.

Ein weiterer Raum beinhaltet ein Lernzentrum mit acht Medienstationen und 80 Themenmappen, wo 66 Täterbiografien sowie pädagogische Materialien in digitaler und analoger Form zur Verfügung stehen. Ein "virtuelles Regal" bietet neben Dokumenten aus der KZ-Bürokratie drei neu produzierte Filme mit einer Dauer von jeweils rund drei Minuten, die drei weitere Exzesstaten darstellen. Der letzte Raum verweist auf die beiden anderen Ausstellungen zu den SS-Tätern im T-Gebäude ("Die Zentrale des KZ-Terrors. Die Inspektion der Konzentrationslager 1934-1945") und im ehemaligen Kommandantenhaus ("Die Konzentrationslager-SS 1936 bis 1945: Arbeitsteilige Täterschaft im KZ Sachsenhausen").

Die Ausstellung wurde von Dipl.-Des. (FH) Clemens Franke, Messe- und Ausstellungsbau (Berlin) gestaltet.

Katalog zur Ausstellung

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