Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Jüdische Häftlinge im KZ Sachsenhausen 1936 bis 1945

Die "Baracke 38"

Die "Baracke 38" wurde im Sommer 1938 errichtet. Sie war Teil des "kleinen Lagers". Zu den ersten Häftlingen in der Baracke gehörten Sinti und Roma. Nach der "Kristallnacht" im November 1938 belegten über 6.000 jüdische Häftlinge zeitweise nahezu das gesamte "kleine Lager". In der für 150 Häftlinge geplanten Baracke wurden bis zu 400 Menschen zusammengepfercht. Die Baracke 38 und mit ihr die benachbarten Baracken 37 und 39 erhielten in der Lagersprache den Beinamen "jüdische Baracken", da dort bis 1942 größtenteils Juden untergebracht waren. Auf Anordnung von Heinrich Himmler wurden die jüdischen Häftlinge aller Lager im Oktober 1942 nach Auschwitz deportiert. Danach brachte die SS überwiegend Häftlinge aus Polen und dem besetzten Westeuropa in der Baracke unter, darunter im Frühjahr 1945 eine Gruppe Frauen. Auch zur Zeit des sowjetischen Speziallagers (1945-1950) dienten die Baracken vorübergehend der Unterbringung weiblicher Internierter. 1961 wurde die aus Originalteilen rekonstruierte Baracke 38 als "Museum des Widerstandskampfes und der Leiden jüdischer Bürger" in die Nationale Mahn- und Gedenkstätte integriert.

 

Das Museum

1992, kurz nach dem Besuch des israelischen Ministerpräsidenten Yitzchak Rabin, zerstörte ein Brandanschlag den B-Flügel der Baracke und beschädigte den anderen Flügel sowie die Baracke 39 erheblich. Der Anschlag reihte sich in die Kette rechtsextremer, ausländerfeindlicher und antisemitischer Anschläge in Deutschland seit dem Jahr 1992 ein. 1997, fünf Jahre nach der Zerstörung, wurde der Wiederaufbau abgeschlossen. Das Museum "Baracke 38", das vom Frankfurter Architektenbüro Braun, Voigt & Partner entworfen und gebaut wurde, nimmt äußerlich die schlichte Architektur des zerstörten Barackenflügels auf. Der Innenraum wurde durch ein Kellergeschoss räumlich erweitert und als Museum ausgebaut. Durch Glaswände geschützt, sind die Spuren des Brandanschlages als Exponat in die Ausstellung integriert und markieren zugleich den Übergang zum restaurierten Altbau der Baracke.

 

Die Ausstellung

Die Ausstellung "Jüdische Häftlinge im KZ Sachsenhausen 1936-1945" ist chronologisch in vier Phasen gegliedert und dokumentiert am Beispiel von 74 Lebensgeschichten das Schicksal der Juden im KZ der Reichshauptstadt. Die Ausstellungsgestaltung des Stuttgarter Architekten Prof. H.G. Merz greift die Zweigeschossigkeit des Gebäudes auf. Der räumliche Abstieg in das Untergeschoss markiert zugleich den Kriegsbeginn und die damit verbundene Radikalisierung der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Im Erdgeschoss wird zunächst die Geschichte einzelner jüdischer Häftlinge dargestellt, die zwischen 1936 und 1938 als politisch oder sozial Verfolgte sowie als Opfer der Nürnberger Rassengesetze inhaftiert waren. Mit dem Novemberpogrom 1938 kam es zu ersten Massenverhaftungen aus ausschließlich rasseideologischen Gründen. Von Kriegsbeginn 1939 bis 1942 waren auch die Juden in Sachsenhausen sich ständig verschärfenden Haftbedingungen und immer systematischeren Misshandlungen ausgesetzt. Die Lager-SS führte einzelne Massenmordaktionen an jüdischen Häftlingen durch. Zwischen 1942 und 1945, während die Nationalsozialisten im besetzten Osteuropa den Völkermord an den europäischen Juden durchführten, mussten jüdische Häftlinge des KZ Sachsenhausen Zwangsarbeit in einzelnen "Spezialistenkommandos", wie z. B. der "Fälscherwerkstatt" leisten. Im Verlauf des Krieges und mit der sich abzeichnenden Niederlage des "Dritten Reiches" ab Mitte 1944 kehrte sich die Richtung der Deportationen allmählich um. Tausende polnische, tschechische, slowakische und ungarische Juden wurden aus ihren Heimatländern oder direkt aus den Vernichtungslagern in das KZ Sachsenhausen transportiert. Sie kamen vor allem in die Außenlager. Noch in den letzten Wochen vor der Befreiung im April/Mai 1945 ermordete die SS Tausende von Juden: in den Außenlagern, auf den Todesmärschen und in den Vernichtungsanlagen des "Industriehofes" von Sachsenhausen.

Katalog zur Ausstellung

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