Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Sowjetisches Speziallager Nr. 7 / Nr. 1 in Sachsenhausen (1945-1950)

Drei Monate nach Kriegsende verlegte der sowjetische Geheimdienst NKWD im August 1945 das Speziallager Nr. 7 aus dem kleinen Dorf Weesow bei Bernau in den Kernbereich des ehemaligen nationalsozialistischen Konzentrationslagers Sachsenhausen. Bis zu seiner Auflösung im März 1950 wurden etwa 60. 000 Menschen in diesem Lager festgehalten, von denen 12.000 an den katastrophalen Haftbedingungen starben.

 

Das Museum

Die Geschichte dieses Lagers wird im Museum „Sowjetisches Speziallager Nr. 7/Nr. 1 in Sachsenhausen 1945-1950“ dokumentiert. Das Museum wurde im Dezember 2001 in einem von den Architekten Schneider & Schumacher entworfenen, markanten Neubau eröffnet, der sich in der Nordspitze des Gedenkstättengeländes an der Schnittstelle der ehemaligen Lagerzonen I und II sowie in unmittelbarer Nähe des größten Massenfriedhofes „Am Kommandantenhof“ befindet.

Die etwa 350 qm große Ausstellung wurde vom Büro Stefan Haslbeck gestaltet. Bei der Annäherung auf das Museum vernimmt der Besucher bereits von weitem deutsche und russische Originaltöne von Ereignissen der Nachkriegszeit, die ihn auf den thematischen und zeitlichen Schnitt in der bevorstehenden Ausstellung vorbereiten sollen. Shortcuts von bekannten Nachkriegsfotos, die auf die Eingangstür projiziert werden, unterstützen diese Einführung. Im Gebäude angekommen, sieht der Besucher zunächst an der Wand einen Kameraschwenk, der das Speziallager zeigt. Im Vorfeld erstreckt sich eine Landschaft aus Stehvitrinen, die in drei, farblich abgehobene Abschnitte gegliedert ist.

Im ersten Ausstellungsabschnitt (maisgelb) werden Vorgeschichte, Aufbau und Organisation sowie die Topographie des Speziallagers dargestellt. Der zweite Ausstellungsabschnitt (dunkelblau) führt den Besucher in die Häftlingsgesellschaft ein, indem er die vier großen Häftlingsgruppen mit ihren jeweiligen historischen Hintergründen vorstellt und anhand von insgesamt 27 Biographien ihre Heterogenität zeigt. Der dritte Abschnitt (rostbraun) dokumentiert die extremen Haftbedingungen. Im räumlichen Mittelpunkt der Ausstellung befindet sich eine schwarze quadratische Vitrine, in der das zentrale Thema „Sterben und Tod“ dargestellt wird. Von diesem Punkt eröffnen sich dem Besucher Sichtachsen sowohl in das Barackenlager der Zone II als auch auf dem Friedhof „Am Kommandantenhof“. Geklammert werden die inhaltlichen Schwerpunkte durch den an den Wänden platzierten vierten Abschnitt, der die öffentliche Debatte um die Speziallager seit den 1940er Jahren thematisiert. An die Dauerausstellung schließen sich ein Lernzentrum und ein Raum für Veranstaltungen und Sonderausstellungen an. 

 

Steinbaracken

Integraler Bestandteil der ständigen Ausstellung sind neben dem Neubau zwei erhaltene Originalsteinbaracken, in denen mit inszenatorischen und multimedialen Mittel der Haftalltag im Lager dokumentiert wird. Fehlende Fenster und Türen wurden mit Stahlplatten verschlossen, um den Besuchern die umfassende Isolation zu verdeutlichen, der Speziallagerhäftlinge ausgesetzt waren. Mauern und Zäune umgaben die Baracken und ihre Fenster waren zugestrichen, damit sie nicht hinaus schauen konnten. Jeglicher postalische Kontakt war verboten.

Im Innern wurden aufgrund fehlender originaler Einrichtungsgegenstände ebenfalls mit Stahlplatten Raumvolumina dargestellt, die erfahrbar machen, wie eng eingepfercht zeitweise 60 Personen in den nur 100 qm großen Baracken untergebracht waren. Auf den Stahlplatten sind Häftlingszitate aufgebracht, die die Alltagssituation in den Baracken widerspiegeln. Darüber hinaus berichten Häftlinge in zwei unterschiedlichen Kurzfilmen über ihre Hafterfahrungen. In der Baracke 28 liest beispielsweise der ehemalige Häftling Günter Sack Passagen aus seinem Tagebuch vor, das er 1946 in einer solchen Steinbaracke niedergeschrieben hatte.

In der Außenhaut der Baracke 25 und in den Barackeneingangsbereichen wird, dem dezentralen Gesamtkonzept der Gedenkstätte folgend, die „Geschichte des Ortes“ gezeigt.

Katalog zur Ausstellung

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