Verantwortlich: Ernst Schneller, Berlin
Bei den hier gezeigten Objekten handelt es sich um Wahlwerbezettel der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) aus den frühen 1930er Jahren. Presserechtlich Verantwortlicher ist Ernst Schneller.
Ernst Schneller, geboren 1890 in Leipzig, arbeitete nach dem Besuch eines Lehrerseminars ab 1913 als Lehrer. Schneller, nationalistisch gesinnt, nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil, ab 1916 im Rang eines Offiziers. Seinem Kriegstagebuch kann man entnehmen, dass sich seine politische Einstellung im Laufe des Krieges änderte. 1919 trat er zunächst in die SPD ein, nach dem Kapp-Putsch wurde er 1920 Mitglied in der KPD. In den folgenden Jahren wirkte er als Publizist und Funktionär in verschiedenen kommunistischen und antifaschistischen Bündnissen und Aktionen.
Im März 1921 wurde Ernst Schneller KPD-Abgeordneter im sächsischen Landtag. 1924 kandidierte er erfolgreich für den Reichstag, dem er bis 1933 angehörte. Als Reichstagsabgeordneter der KPD wurde er unmittelbar nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 verhaftet. Im November 1933 wurde er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Direkt nach der Haftstrafe kam er in das KZ Sachsenhausen. Hier gehörte zur Leitung der illegalen KPD-Organisation und zum Internationalen Lagerkomitee.
Nachdem die SS im März 1944 eine Rundfunk-Abhörstelle und Schreibutensilien zum Verbreiten von Nachrichten entdeckte, isolierte sie 160 politische Häftlinge im Zellenbau und in der Baracke 58 – unter ihnen auch Ernst Schneller. 102 von ihnen wurden in das KZ Mauthausen verlegt, 27 andere wurden am 11. Oktober 1944 von der SS erschossen. Ernst Schneller gehörte zur Gruppe der 27.
Im Herbst 1947 fand eine erste offizielle Gedenkveranstaltung anlässlich des dritten Todestages der ermordeten 27 vorwiegend kommunistischen Häftlinge in Berlin statt. Damit wurde eine Gedenktradition begründet, die bis in die Gegenwart reicht.
Zu DDR-Zeiten gehörte Ernst Schneller zu den vielfach geehrten Antifaschisten. Nach ihm wurden Schulen, Straßen und militärische Einheiten und Parteiorganisationen benannt, Briefmarken und Medaillen trugen sein Konterfei.
Werbezettel, Sammlung der Gedenkstätte Sachsenhausen, Inventar-Nr. 94.00080, 94.00084